Auch der engste Verbündete hält nicht mehr bedingungslos am Assad-Regime fest. Zugleich wirft Irans Präsident Rohani aber dem Westen vor, über Syrien die Verhältnisse im Nahen Osten ändern zu wollen.
Der engste Verbündete des syrischen Regimes von Bashar al-Assad hat am Montag eine Überraschung geliefert: Der Iran wäre bereit, auch einen anderen syrischen Führer als Assad zu akzeptieren, sagte der iranische Präsident Hassan Rohani am Montag bei einem Treffen mit Kommandanten der Revolutionsgarden in Teheran. Zugleich erklärte er aber, dass es im Syrien-Konflikt nicht um Assad gehe.
"Syrien muss in erster Linie zur Stabilität zurückfinden. Und dann werden auch wir bei einem demokratischen Prozess jeden (Präsidentschaftskandidaten), der die Mehrheit der Stimmen erhält, akzeptieren", sagte Rohani laut Nachrichtenagentur Fars.
"Rechnung des Westen wird nicht aufgehen"
Rohani warf dem Westen vor, über den Syrien-Konflikt die Verhältnisse im Nahen Osten ändern zu wollen. "Dabei sollen in erster Linie Israel gestärkt und die anti-israelische Front geschwächt werden." Aber wie in Afghanistan und im Irak würden die westlichen und US-amerikanischen Rechnungen auch in Syrien nicht aufgehen, prophezeite Rohani.
Ähnlich äußerte sich der Chef der Iranischen Atomenergiebehörde, Ali Akbar Salehi, der am heutigen Montag bei der Generalkonferenz der internationalen Atomenergiebehörde (IAEO) erwartet wird. "Das syrische Volk kann seine Zukunft nur selbst bestimmen. Sonst niemand. Die Syrer werden sicherlich nicht zulassen, dass schlechtgesinnte Feinde für sie Entscheidungen treffen", meinte er am Wochenende vor Journalisten der Nachrichtenagentur IRNA.
Salehi verwies auch auf den Rückzieher der Amerikaner bezüglich eines militärischen Anschlag gegen Syrien und meinte, dass Washington letztlich erkannt habe, dass es keine andere Lösung außer Diplomatie gebe. Der Iran sei das mächtigste und einflussreichste Land in der Region und hätte eine tragende Rolle dabei gespielt, der "kriegslüsternen Politik" der USA in Bezug auf Syrien entgegenzuwirken. Hätte Washington Damaskus so wie einst den Irak angegriffen, dann wären die Amerikaner mit unerwarteten Gegenreaktionen und Ergebnissen dieser Aktion konfrontiert worden, so Salehi.
Syrien ist der engste Verbündete des Iran im Kampf gegen den Erzfeind Israel. Teheran ist vehement gegen einen westlichen Militäreinsatz in Syrien und hat daher die russisch-amerikanische Übereinkunft zur Vernichtung der syrischen Chemiewaffen auch begrüßt. Teheran hofft, dass damit auch die Kriegsoption vom Tisch sei und das syrische Volk nun intern über die politische Zukunft des Landes entscheiden könne. Dennoch ist es ein offenes Geheimnis, dass die iranischen Führer, auch Rohani, einen Verbleib Assads an der Macht vorziehen würden.