Assad: Vernichtung von Chemiewaffen dauert ein Jahr

Assad Vernichtung Chemiewaffen dauert
Assad Vernichtung Chemiewaffen dauert(c) EPA
  • Drucken

Syriens Präsident will die Chemiewaffen zerstören lassen. Sein Land befinde sich nicht im Bürgerkrieg, sondern sei angegriffen worden, sagt Assad im TV.

Der syrische Präsident Bashar al-Assad hat persönlich zugesichert, die Chemiewaffen seines Landes zerstören zu lassen. Dies werde jedoch ein Jahr dauern und eine Milliarde Dollar (fast 750 Millionen Euro) kosten, sagte Assad am Mittwoch im US-Sender Fox. Er bestritt darin, dass sich Syrien in einem Bürgerkrieg befinde. Es sei vielmehr durch Zehntausende, mit dem Terrornetzwerk al-Qaida verbündete Jihadisten angegriffen worden.

"Ich denke, dass es technisch eine komplizierte Operation ist", sagte Assad zur Chemiewaffenvernichtung. "Und dafür ist viel Geld nötig, rund eine Milliarde." Die Vernichtung brauche zudem Zeit. "Dazu ist ein Jahr nötig oder etwas mehr." Assad bekräftigte, dass seine Regierung nicht für den Giftgaseinsatz am 21. August nahe Damaskus verantwortlich sei. Dies sei vielmehr das Werk der Aufständischen. Laut UNO-Inspektoren wurde bei dem Angriff Sarin-Gas eingesetzt. Die USA gehen von rund 1400 Toten aus.

USA machen Assad verantwortlich

Die USA und weitere westliche Staaten machen Assads Führung für den Chemiewaffenangriff verantwortlich. Washington und Paris haben deshalb mit einem Militärschlag gedroht. Damaskus hatte darauf einen russischen Vorschlag angenommen, sein Chemiewaffenarsenal unter internationale Kontrolle zu stellen und vernichten zu lassen. Derzeit wird im UNO-Sicherheitsrat um die Details eines Plans für die Umsetzung gerungen.

Syrien hat seinem Verbündeten Russland die Übergabe aller Informationen über seine Chemiewaffenarsenale innerhalb der vereinbarten Frist von einer Woche zugesagt. "Ich habe die Zusicherung erhalten, dass alles rechtzeitig zur Verfügung steht", sagte Russlands Vizeaußenminister Sergej Rjabkow am Mittwoch der Agentur Interfax zufolge in Damaskus. Es gebe keinen Grund, an der "aufrichtigen Absicht" der syrischen Führung zu zweifeln. Damaskus habe den UNO-Inspektoren bereits Beweise dafür übergeben, dass die Opposition Giftgas eingesetzt habe. "Dieses Material kann den Verlauf der weiteren Verhandlungen ändern", sagte Rjabkow.

"Syrien würde sich nie einer Drohung beugen"

Assad bestritt gegenüber Fox, dass ihn die Drohung mit einem militärischen Eingreifen dazu gebracht habe, der Vernichtung der Chemiewaffen zuzustimmen. Die sei "ein Missverständnis", sagte er. "Syrien würde sich nie einer Drohung beugen." Der syrische Machthaber forderte US-Präsident Barack Obama aber gleichzeitig auf, seinem Land nicht mehr mit einem Militärschlag zu drohen. Er solle vielmehr "auf den gesunden Menschenverstand" seines Volkes hören. Ein Großteil der US-Bürger sei gegen ein militärisches Eingreifen in den Syrien-Konflikt oder sehe dieses skeptisch.

"Wir befinden uns nicht in einem Bürgerkrieg", sagte Assad weiter. "Wir haben einen Krieg." Es sei "eine neue Art von Krieg", in dem islamistische Rebellen aus mehr als 80 Ländern gegen seine Regierung kämpften. "Wir wissen, dass es Zehntausende Jihadisten gibt." 80 bis 90 Prozent der "Untergrund-Terroristen" gehörten "zu al-Qaida oder seinen Ablegern".

al-Qaida soll Grenzstadt erobert haben

Assad räumte ein, dass für den Beginn des Aufstands im Jahr 2011 syrische Rebellen ohne Verbindung zu Jihadisten verantwortlich waren. Seit Ende 2012 seien die islamistischen Extremisten aber in der Überzahl - gefördert durch finanzielle und politische Unterstützung aus dem Ausland.

Der Bürgerkrieg in Syrien war von Massenprotesten gegen den Polizei- und Geheimdienststaat ausgegangen, die Assad brutal niederschlagen ließ.

Eine al-Qaida-Gruppierung hat nach Angaben von Aktivisten am Mittwoch eine syrische Stadt an der Grenze zur Türkei erobert. Der Islamische Staat des Irak und der Levante (ISIS) habe die Stadt Azaz (Asis) nach heftigen Kämpfen mit Aufständischen "vollständig unter Kontrolle gebracht", sagte der Aktivist Abu Ahmad, der sich in Azaz aufhielt, der Nachrichtenagentur AFP.

(APA/AFP/dpa/Reuters)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Free Syrian Army fighters rest at the Al-Arbaeen mountain in the Idlib countryside
Außenpolitik

Syrische Rebellen sagen sich von Nationaler Koalition los

Zu den Unterzeichnern der Erklärung zählen Vertreter der Freien Syrischen Armee, der militärischen Hauptorganisation der Rebellen, sowie die al-Nusra-Front.
Spanischer Reporter in Syrien entführt
Medien

Spanischer Reporter in Syrien entführt

Der "El Periodico"-Journalist Marc Marginedas soll sich seit dem 4. September in der Hand von Rebellen befinden. Bisher habe sich niemand zu seiner Verschleppung bekannt.
FILE NETHERLANDS OPCW SYRIA WEAPONS
Außenpolitik

OPCW: Syrien hat Daten zu Chemiewaffen übermittelt

Damaskus übergab der Organisation für ein Chemiewaffenverbot die geforderten Informationen. Die Bestände werden auf 1000 Tonnen geschätzt.
Syrien DeutscheTeile fuer GiftgasFabriken
Außenpolitik

Deutsche Teile für Giftgas-Fabriken verwendet?

Eine Studie aus dem Jahr 2000 zeigt, dass Syrien industrielle Fertigungsteile erhalten hat. Ein US-Institut sah keinen Verstoß gegen deutsches Recht.
NETHERLANDS OPCW SYRIA INVESTIGATION
Außenpolitik

Syrien gibt erste Details zu C-Waffen preis

Damaskus muss bis Samstag sein gesamtes Chemiewaffenarsenal offenlegen. Die Internationale C-Waffen-Organisation wartet auf weitere Informationen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.