Das Nobel-Komitee zeichnet heuer die Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW) aus. Auch Malala und Manning waren nominiert.
Lange galt die 16-jährige Kinderrechtsaktivistin Malala als Favoritin auf den Friedensnobelpreis. Doch die erst am Donnerstag mit dem Sacharow-Preis ausgezeichnete Pakistanerin ging am Ende leer aus. Der Friedensnobelpreis geht heuer an die Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW/OVCP). Das hat der Chef des Nobelkomitees, Thorbjörn Jagland, um Punkt 11 Uhr in Oslo bekannt gegeben.
Die OPCW bekomme die Auszeichnung "für ihren umfassenden Einsatz für die Vernichtung von Chemiewaffen", begründete der Komiteevorsitzende Thorbjörn Jagland die Entscheidung der Jury. "Ich fühle mich sehr geehrt", sagte der türkische OPCW-Chef Ahmet Üzümcü am Freitag im norwegischen Rundfunk. Er betrachte den Preis als eine Bestätigung für den Beitrag, den seine Organisation in den vergangenen 16 Jahren zum Frieden geleistet habe. "Ich sehe ihn auch als eine Anerkennung der Bemühungen unserer Mitarbeiter, die jetzt in Syrien sind, und die sehr mutige Anstrengungen unternehmen, um ihre Aufgabe zu erfüllen."
Denn die schwierigste Mission der 1997 gegründeten OPCW hat soeben erst begonnen: Die internationalen C-Waffen-Kontrolleure sollen bis Mitte 2014 die Vernichtung des syrischen C-Waffen-Arsenals überwachen. Jagland ging auch auf die Syrien-Mission der OPCW ein. Mit diesem Preis "will das Komitee zur Zerstörung von Chemiewaffen beitragen", sagte Jagland. "Aktuelle Ereignisse in Syrien, wo Chemiewaffen erneut genutzt wurden, haben das Bedürfnis unterstrichen, die Bemühungen, solche Waffen zu zerstören, zu erhöhen", führte das Nobelkomitee aus.
Die OPCW kann schon bisher eine starke Bilanz aufweisen: Seit 1997 wurden mehr als 5000 Inspektionen in 86 Ländern abgeschlossen und nach Angaben der OPCW rund 58.000 Tonnen der von den Staaten deklarierten Waffenarsenale vernichtet, das sind etwa 80 Prozent der bekannten Bestände.
Heuer gab es 259 Nominierungen für den Friedensnobelpreis - so viele wie noch nie. Seit Monaten gab es Spekulationen. Genannt wurden teilweise die selben Namen wie im Vorjahr, darunter der mittlerweile zu einer langjährigen Gefängnisstrafe verurteilte US-Aufdecker Bradley(Chelsea) Manning, Ex-US-Präsident Bill Clinton, die russische Bürgerrechtlerin Svetlana Gannuschkina sowie das christlich-muslimische Versöhnungsduo Erzbischof John Onaiyekan und Sultan Mohammed Sa'ad Abubakar aus Nigeria. Ganz oben auf der Shortlist stand die 16-jährige Pakistanerin Malala Yousafzai.
Der Friedensnobelpreis gilt als bedeutendste internationale Auszeichnung im Bemühen um eine friedlichere Welt. Stifter des Preises ist der schwedische Erfinder des Dynamits, Alfred Nobel (1833-1896). In seinem Testament beauftragte er das norwegische Parlament, das Storting, jährlich bis zu drei Personen oder Organisationen für ihre Verdienste auszuzeichnen.
Die Preisträger sollen "den besten oder größten Einsatz für Brüderlichkeit zwischen Staaten, für die Abschaffung oder Abrüstung von stehenden Heeren sowie für die Organisation und Förderung von Friedenskonferenzen" gezeigt haben. Mit dem Friedensnobelpreis wird seit 1960 auch der Einsatz für Menschenrechte und seit 2004 der für Umwelt geehrt. Während andere Nobelpreise in der schwedischen Hauptstadt Stockholm vergeben werden, wird die Auszeichnung für Frieden in Oslo verliehen. Auch zwei Österreicher waren bereits unter den Preisträgern (mehr dazu).
Die OPCW
Die Organisation für das Verbot von Chemiewaffen (OPCW) mit Hauptsitz in Den Haag ist verantwortlich für die Umsetzung der Chemiewaffenkonvention aus dem Jahre 1997. 189 Staaten sind der Konvention bisher bisher beigetreten. Syrien soll am 14. Oktober 190. Mitgliedsstaat werden. Österreich ratifizierte die Chemiewaffenkonvention 1995.
Die OPCW soll die von den Vertragsstaaten angegebenen C-Waffenbestände und Produktionsanlagen überprüfen und die Vernichtung der Bestände kontrollieren. Sie ist eine unabhängige internationale Organisation, arbeitet aber eng mit den Vereinten Nationen zusammen.
Die Inspektoren können bei einem Verdacht auf den Einsatz von Chemiewaffen eingesetzt werden und kontrollieren auch in chemischen Fabriken, ob Chemikalien tatsächlich nur für zivile Zwecke verwendet werden. Die OPCW leistet Staaten bei der Vernichtung der Waffen auch technische Hilfe.
Seit 1997 wurden mehr als 5000 Inspektionen in 86 Ländern abgeschlossen und nach Angaben der OPCW rund 58.000 Tonnen der von den Staaten deklarierten Waffenarsenale vernichtet, das sind etwa 80 Prozent der bekannten Bestände.
Das Sekretariat in Den Haag mit rund 490 Mitarbeitern, darunter etwa 200 Inspektoren, wird seit 2010 von dem türkischen Diplomaten Ahmet Üzümcü geleitet. Höchstes Organ der OPCW ist die jährlich stattfindende Vollversammlung der Vertragsstaaten. Leitungsorgan ist der Exekutivausschuss mit 41 Mitgliedern, die mindestens vier Mal im Jahr zusammenkommen. Der Haushalt beträgt in diesem Jahr rund 70 Millionen Euro.
(APA/dpa)