SVP-Absolute hängt am seidenen Faden

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Am Sonntag bangt die Südtiroler Volkspartei um die Mehrheit der Sitze im Landtag. Denn nach 24 Jahren tritt nicht mehr Partei-Urgestein Luis Durnwalder an. Vor allem die rechtspopulistischen Freiheitlichen könnten Stimmen gewinnen.

Bozen/Wien. Für Südtiroler Verhältnisse steht am Sonntag eine riesige Veränderung bevor: Nach 24 Jahren an der Macht kandidiert (Noch-)Landeshauptmann Luis Durnwalder nicht mehr für den Landtag. Bei der Wahl am Sonntag könnte allerdings auch eine weitere Ära zu Ende gehen. Nämlich dann, wenn es die Südtiroler Volkspartei (SVP) nicht mehr schafft, die absolute Mehrheit zu halten.

Seit 1948 regiert die Partei absolut. Beim ersten Urnengang erreichte sie über 67 Prozent der Stimmen, im Jahr 2008 fiel sie erstmals unter die 50-Prozent-Marke – auf 48Prozent. Nun könnte sich der Negativtrend fortsetzen. Vor mehreren Monaten prophezeiten Umfragen der Volkspartei weniger als 40 Prozent, in den vergangenen Wochen verbesserte sich der Wert auf 47 Prozent. Dann wäre auch die Absolute gesichert.

Dennoch wird die SVP wohl Stimmen verlieren. Gründe dafür gibt es viele: Zum einen rüttelte ein heftiger Korruptionsskandal rund um den Landesenergieversorger SEL im vergangenen Jahr am Vertrauen der Bevölkerung. Zum anderen tobte im Frühjahr ein heftiger Kampf um die Nachfolge Durnwalders als Spitzenkandidat. Die Parteibasis sollte aus mehreren Kandidaten einen auswählen. Doch nach innerparteilichen Streitereien und einem Rückzug stellten sich nur zwei Funktionäre der Wahl.

Italienische Stimmen wichtig

Geschafft hat es schließlich Arno Kompatscher, Gemeindeverbandschef und Bürgermeister von Völs am Schlern. In der Bevölkerung ist er zwar recht anerkannt, richtig bekannt wurde er allerdings erst im vergangenen halben Jahr. Außerdem ist noch unklar, wie er in der italienischsprachigen Bevölkerung ankommt. Selbst wenn sich die SVP als Vertreterin der Deutschsprachigen und ladinischen Minderheit sieht, sind auch Stimmen von der italienischen Sprachgruppe wichtig – auch wenn sich auf der Liste kein einziger italienischer Kandidat befindet.

Trotzdem konnte Durnwalder auch diese Sprachgruppe auf seine Seite ziehen. Die rechtspopulistischen Parteien nutzen dies auch geschickt. Allen voran die Freiheitlichen: Sie sehen sich als wahre Vertreter der Minderheiten in Südtirol. Bei der Wahl 2008 erreichten sie rund 14 Prozent und damit fünf Mandate im Landtag. Am Sonntag könnten sie stark zulegen.

14 Listen treten bei der Wahl an

35 Landtagssitze werden am Sonntag vergeben. 14 Listen treten bei der Wahl an, darunter etwa zwei Kommunistische Parteien, die Organisation rund um Beppe Grillo, also der Movimento 5 Stelle, sowie ein Bündnis von Forza Alto Adige und Lega Nord. Eine fixe Reihung innerhalb der Listen gibt es in Südtirol übrigens nicht: Wer in den Landtag einzieht, bestimmt keine Partei, sondern die Zahl der Vorzugsstimmen. Vier Namen dürfen dafür auf den Stimmzettel notiert werden.

400.958 Südtiroler sind wahlberechtigt. 27.908 davon können per Briefwahl, die zum ersten Mal stattfindet, ihre Stimme abgeben. Die Wahllokale sind von sechs bis 22Uhr geöffnet. Die Stimmen werden dann allerdings erst am darauffolgenden Montag ausgezählt.

Wer Luis Durnwalder als Landeshauptmann nachfolgen wird, wird erst später entschieden. Das Amt wird nämlich vom Landtag und nicht direkt von der Bevölkerung gewählt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.10.2013)

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