Japan warnt: „China gefährdet den Frieden“

Japan warnt China
Japan warnt China(c) REUTERS (STAFF)
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Der Konflikt zwischen den asiatischen Großmächten im Ostchinesischen Meer verschärft sich. Japan droht mit Abschuss chinesischer Drohnen und plant ein Militärmanöver. China spricht von möglichen „Kriegshandlungen“.

Tokio/Peking. Das aggressive Säbelrasseln zwischen den asiatischen Großmächten China und Japan im Ostchinesischen Meer droht immer mehr in eine direkte Konfrontation zu eskalieren. China gefährde den Frieden, sagte Japans Verteidigungsminister, Itsunori Onodera, am Dienstag. Und betonte: „Das Eindringen Chinas in die territorialen Gewässer rund um die Senkaku-Inseln fällt in die graue Zone zwischen Friedenszeit und Ausnahmezustand.“

Von möglichen „Kriegshandlungen“ hat am Wochenende bereits das chinesische Verteidigungsministerium gesprochen. In den letzten Tagen hat sich nämlich der seit Jahrzehnten andauernde Streit um die unbewohnte Inselgruppe – Senkaku für die Japaner und Diaoyu für die Chinesen – erneut zugespitzt: Japans Premier, Shinzo Abe, hat durchsickern lassen, dass er künftig unbemannte Flugzeuge abschießen lassen will, sollten diese trotz Aufforderungen den japanischen Luftraum nicht verlassen. Zuvor ist eine Drohne auf dem Weg nach Südjapan entdeckt worden, die offenbar aus China stammt. Peking würde einen Angriff als „kriegerischen Akt“ sehen, heißt es aus Peking.

Übung mit 34.000 Soldaten

Der Krieg der Worte findet wenige Tage vor einem japanischen Militärmanöver statt: Tokio will ab Freitag im Ostchinesischen Meer die Verteidigung – und Rückeroberung – abgelegener Inseln üben. 34.000 Soldaten sollen daran teilnehmen: Peking wird diese als klare Botschaft des Erzfeindes verstehen.

Die Volksrepublik erhebt seit Jahrzehnten Anspruch auf die von Tokio kontrollierte Inselgruppe. Immer wieder entsendet die Regierung Schiffe in die umstrittenen Gewässer und provoziert damit verärgerte Reaktionen Japans. Erneut entfacht ist der Konflikt zwischen den beiden größten Wirtschaften Asiens im September 2012: Damals hat Tokio die Eilande verstaatlicht, die sich bis zu diesem Zeitpunkt in japanischem Privatbesitz befunden hatten.

Der Archipel liegt in fischreichen Gewässern auf einer strategisch wichtigen Schifffahrtsroute. Auf dem Meeresboden werden Erdgas- und Erdölvorkommen vermutet. Die rohstoffarmen Rivalen haben großes Interesse an den unter den Inseln verborgenen Schätzen.

Ein Krieg ist zwar weder im Interesse Chinas noch Japans, die enge wirtschaftliche Beziehungen zueinander haben. Das Muskelspiel und die rhetorischen Machtdemonstrationen gelten derzeit vor allem der internen Legitimierung: Chinas Post-Klassenkampf-Kommunisten setzen zunehmend auf die nationalistische Karte, um Zustimmung in der Bevölkerung zu finden. Und Japans Premier braucht die Stimmen der Nationalisten, um an der Macht zu bleiben.

Experten warnen: In dieser aufgeheizten Stimmung könnte die Situation schnell außer Kontrolle geraten – wenn etwa eine Seite auf die andere feuert und eine nicht mehr zu stoppende Kettenreaktion auslöst. (basta./Reuters/AFP)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.10.2013)

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