Syrien: Kampf gegen Bomben und chronische Krankheiten

Syrien, Bomben. chronische Krankheiten
Syrien, Bomben. chronische Krankheiten(c) REUTERS (SANA)
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Der Krieg hat das Gesundheitssystem schwer beeinträchtigt. Viele Spitäler funktionieren nicht mehr.

Wien/Damaskus. In Syriens Nachbarstaaten zeigt man sich von den Warnungen der Weltgesundheitsorganisation WHO alarmiert. Der Ausbruch von Kinderlähmung in Syrien könnte eine Gefahr für die gesamte Region darstellen, hat ein WHO-Sprecher gesagt. Derzeit leben hunderttausende Flüchtlinge aus Syrien in Staaten wie Jordanien, dem Libanon und der Türkei. Und täglich versuchen mehr Syrer, über die Grenzen zu gelangen, um dem besonders grausamen Bürgerkrieg in ihrer Heimat zu entrinnen.

Dass nun aus Syrien Fälle von Kinderlähmung gemeldet wurden, ist nur ein Symptom für die prekäre Versorgungslage in dem arabischen Land. Syrien hatte ein funktionierendes Gesundheitssystem, vor allem in Städten wie Damaskus. Doch nach mehr als zwei Jahren Bürgerkrieg ist die Krankenversorgung zusammengebrochen. Davon sind nicht nur die Menschen betroffen, die an Verletzungen durch die Kriegshandlungen leiden. Fabrice Weisman, der Vordenker der Organisation Ärzte ohne Grenzen hat bereits vor mehreren Monaten in einem „Presse“-Interview ein düsteres Bild gezeichnet: „Viele der Krankenhäuser sind verwüstet. Menschen mit chronischen Krankheiten geraten in große Schwierigkeiten – etwa Dialysepatienten oder Krebspatienten, die keine Chemotherapie mehr erhalten.“

Assad stellt Bedingungen

Bei den Gefechten zwischen den Truppen des Regimes und den Aufständischen geraten die Zivilisten zwischen die Fronten. Ortschaften, Stadtteile und ganze Städte werden belagert – vor allem von den Regierungssoldaten, aber auch von Rebellen. Und beide Parteien weigern sich immer wieder, humanitäre Hilfe in das feindliche Gebiet durchzulassen. Um die prekäre Lage der Zivilbevölkerung verbessern zu können, müssten die Waffen schweigen. Doch danach sieht es derzeit nicht aus.

Am Mittwoch traf der Syrien-Vermittler der UNO und der Arabischen Liga, der algerische Spitzendiplomat Lakhdar Brahimi, in Damaskus mit Syriens Machthaber Bashar al-Assad zusammen. Brahimi diskutierte mit Assad über die Pläne, Ende November eine Syrien-Friedenskonferenz in Genf abzuhalten. Der syrische Präsident stellte bei dem Gespräch erneut Bedingungen: Damit es Frieden geben könne, müsste die ausländische Hilfe für die Rebellen ein Ende finden, sagte Assad laut Angaben der syrischen Nachrichtenagentur Sanaa. Deshalb müsse Druck auf alle Staaten ausgeübt werden, die diese „Terrorgruppen“ unterstützten.

Opposition distanziert sich von al-Qaida

Während vor allem der Iran dem Assad-Regime beisteht, liefern arabische Golfstaaten wie Saudiarabien militärisches Gerät an die Aufständischen. In kleinerem Ausmaß bekommen die Rebellen auch Hilfe aus den USA und vermutlich aus Großbritannien. Die westlichen Staaten gehen dabei aber vorsichtig vor, da sie befürchten, dass Waffen an extremistische Kräfte in den Reihen der Anti-Regime-Gruppen gelangen könnten.

Am Mittwoch distanzierte sich der Oppositionsdachverband Syrische Nationale Koalition von diesen Extremistengruppen: „Neben dem Staatsterrorismus des Assad-Regimes terrorisieren jetzt diese Banden die Bevölkerung.“ Diese Einheiten, die der Terrororganisation al-Qaida nahestehen, kontrollieren Teile der „befreiten Gebiete“ Syriens und weigern sich, an Friedensgesprächen teilzunehmen. (w.s./Reuters/APA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.10.2013)

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