Erdogan kritisiert gemischte Studenten-Wohnheime

Turkish PM Erdogan addresses media in Ankara
Turkish PM Erdogan addresses media in AnkaraREUTERS
  • Drucken

"Studentinnen und Studenten können nicht in einem Haus wohnen", meint der türkische Premier. Er will gemischte Wohnheime "auf die eine oder andere Weise" überwachen lassen.

Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan hat mit Kritik an gemischten Studenten-Wohnheimen für Empörung gesorgt. "Studentinnen und Studenten können nicht in einem Haus wohnen, das widerspricht unseren konservativ-demokratischen Strukturen", sagte Erdogan laut Medienberichten vom Montag vor Mitgliedern seiner islamisch-konservativen Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung (AKP) in Ankara. Zugleich kündigte er demnach bei der Rede am Sonntag an, "auf die eine oder andere Weise" die Situation in den immer seltener werdenden gemischten Wohnheimen zu überwachen.

Die säkulare Republikanische Volkspartei (CHP) forderte eine Erklärung, was Erdogan genau meine. "Wollen Sie mit Überwachung sagen, dass Sie, wie es die Sittenpolizei im Iran tut, die Kleidung der Studenten kontrollieren wollen?", fragte der einflussreiche CHP-Abgeordnete Umut Oran am Montag mit Blick auf die Äußerungen Erdogans. "Ist das nicht ein Eingriff in die Privatsphäre? Die Studenten sind groß genug, um über ihr Leben zu entscheiden", betonte der Oppositionspolitiker. Viele Nutzer von Internetforen äußerten sich ähnlich.

Islamisierung befürchtet

Erdogan wird seit langem vorgeworfen, die schleichende "Islamisierung" der Gesellschaft zu verfolgen. Seine Kritiker verweisen dabei auf die teilweise Aufhebung des Kopftuchverbots und Einschränkungen beim Alkoholverkauf. Im Juni gab es eine beispiellose Protestwelle gegen die Regierung. Auslöser war ein umstrittenes Bauprojekt im Istanbuler Gezi-Park, doch wandten sich die Proteste angesichts des rücksichtslosen Vorgehens der Polizei und der unnachgiebigen Haltung Erdogans bald allgemein gegen die Regierung.

(APA/AFP)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Europa

EU und Türkei verhandeln wieder

Nach drei Jahren Stillstand wird am Dienstag das Kapitel Regionalpolitik eröffnet.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.