Schweizer Untersuchungen, die eine Vergiftung des Palästinenserführeres nahelegen, seien "unseriös", kritisiert das Außenamt in Jerusalem und spricht von einer "Seifenoper".
Israel bestreitet vehement jede Schuld am Tod von Palästienserführer Jassir Arafat im November 2004. Am Mittwoch war eine Untersuchung von Schweizer Experten veröffentlicht worden, wonach in Gewebeproben der Leiche ungewöhnlich große Mengen des radioaktiven Isotops Polonium 210 entedeckt worden seien.
Israel hat diese bristanen Untersuchungsergebnisse zum Tod Arafats umgehend als unseriös abgetan. Bei dem Fund von Polonium-Spuren in den Gewebeproben Arafats handle es sich "eher um eine Seifenoper als um Wissenschaft", zitierte die Zeitung "Jerusalem Post" den Sprecher des Außenministeriums in Jerusalem, Jigal Palmor.
Seit dem mysteriösen Tod des 75-jährigen Arafat vor neun Jahren in einer Pariser Klinik verdächtigen viele Palästinenser Israel, ihren legendären Führer ermordet zu haben. Diese Spekulationen haben nun durch die Schweizer Untersuchungen neuen Auftrieb erhalten. Israel hat dies stets zurückgewiesen: "Nach meinem besten Wissen gab es während meiner Zeit im Büre des Regierungschefs keinerlei Absicht, Arafat zu vergiften oder ihm Schaden zuzufügen," zitiert das Nachrichtenportal "ynet" Dov Weissglass, den Bürochef des damaligen israelischen Premiers Ariel Scharon.
Theorie weist "große Löcher" auf
"Alles ist sehr, sehr unklar", sagte Außenamtssprecher Palmor. "Klar ist nur, dass die Theorie (vom Giftmord) große Löcher aufweist, mehr Löcher als ein Schweizer Käse", fügte er hinzu. Die Experten vom "Institut de radiophysique" in Lausanne hätten weder die früheren Arbeitsräume Arafats in Ramallah noch das französische Krankenhauses, in dem Arafat 2004 gestorben war, auf die radioaktive Substanz untersucht. Auch hätten sie keinen Zugang zu Arafats Krankenakte gehabt. "Wie kann man eine Todesursache feststellen, ohne alle notwendigen Informationen zu besitzen", fragte Palmor und fügte hinzu: "Das ist alles nicht seriös".
Der Fernsehsender al Jazeera hatte am Mittwoch den 108 Seiten langen Schweizer Bericht veröffentlicht. Darin heißt es, in den vor knapp einem Jahr bei einer Exhumierung entnommenen Gewebeproben Arafats sei eine 18-mal höhere Konzentration an Polonium 210 gefunden worden als normal. Dies lasse "einigermaßen" sicher den Schluss zu, dass er an einer Polonium-Vergiftung gestorben sei.
(APA/DPA/AFP/Reuters)