Streit um Kriegsverbrechen überschattet Gipfeltreffen

Prinz Charles - hier mit seiner Frau Camilla - eröffnete das Commonwealth-Treffen in Colombo.
Prinz Charles - hier mit seiner Frau Camilla - eröffnete das Commonwealth-Treffen in Colombo.EP
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In Sri Lanka wurde ein Spitzentreffen der Commonwealth-Staaten eröffnet. Der Gastgeber weigert sich aber, über Verbrechen aus dem Bürgerkrieg zu sprechen. Einige Regierungschefs blieben daher fern.

Mit einer farbenprächtigen Show wurde das dreitägige Gipfeltreffen der Commonwealth-Staaten in Sri Lanka eingeläutet: Blumenmädchen in rosa Kostümen hießen die internationalen Staatschefs willkommen. Elefanten, die in glitzernde Kostüme gesteckt wurden, säumten die Straße.  Und der britische Thronfolger Prinz Charles nahm die offizielle Eröffnung in Vertretung seiner Mutter, Queen Elizabeth II.,"mit großer Freude" vor.

Männer in traditioneller Kleidung empfangen die Regierungschefs.
Männer in traditioneller Kleidung empfangen die Regierungschefs.EPA
Willkommensparade der Elefanten.
Willkommensparade der Elefanten.EPA

Doch der pompös inszenierte Empfang kann nicht darüber hinwegtäuschen: Das Commonwealth steckt in der Krise. Dem Gastgeberland Sri Lanka werden Kriegsverbrechen und die Verletzung der Menschenrechte vorgeworfen.

Die Regierungschefs von Kanda, Indien und Mauritus boykottieren daher das Treffen. Die Vertreter der übrigen Mitgliedstaaten nehmen zwar teil, wollen aber "harte Frage" zur Menschenrechtssituation stellen, wie der britische Premier David Cameron ankündigte.

Ordnete Präsident Kriegsverbrechen an?  

Hintergrund ist eine Kontroverse um das Vorgehen der srilankischen Armee in der Schlussphase des blutigen Konflikts mit den Tamilen-Rebellen im Jahr 2009. Bei der letzten Offensive gegen die Befreiungstiger von Tamil Eelam (LTTE) wurden laut Menschenrechtlern bis zu 40.000 tamilische Zivilisten von der Armee getötet.

Der 37-jährige Bürgerkrieg im Norden Sri Lankas war einer der längsten und brutalsten in Asiens Geschichte. Mindestens 100.000 Menschen wurden getötet, wobei auch den LTTE-Rebellen zahlreiche Kriegsverbrechen und Menschenrechtsverstöße vorgeworfen werden.

Die Offensive leitete der im Jahr 2005 an die Staatsspitze gewählte Präsident Mahinda Rajapakse ein. Rajapaksa weist die Vorwürfe von Kriegsverbrechen zurück und verhindert eine unabhängige Untersuchung, zeigte sich zuletzt aber kompromissbereit.

Commonwealth-Games in Glasgow

Doch auch abseits des Vorwurfes gegen Sri Lanka steckt der Staatenbund, der in erster Linie vom Vereinigten Königreich und Nordirland sowie dessen ehemaligen Kolonien gebildet wird, in einer Identitätskrise. Viele Staaten sind ohnehin Mitglied anderer, wichtiger Organisationen. Der Einfluss des Commonwealth auf der Bühne der Weltpolitik wird als eher gering eingestuft. Erst Anfang Oktober dieses Jahres kündigte der afrikanische Staat Gambia seine Mitgliedschaft auf.

Neben dem politisch relevanten Dialog zwischen westlichen Industrienationen, Schwellenländern wie Südafrika und Indien sowie den kleinen Staaten koordiniert das Commonwealth-Sekretariat in London wirtschaftliche Hilfsprogramme, Kulturaustausch und Sportveranstaltungen. Die nächsten Commonwealth-Spiele finden übrigens im kommenden Jahr im schottischen Glasgow statt.

Commonwealth of Nations

Queen Elizabeth II. ist nicht nur das Staatsoberhaupt von Großbritannien und Nordirland. Sie ist auch Chefin des Commonwealth of Nations. In dem losen Staatenbund sind zahlreiche frühere englische Kolonien zusammengeschlossen, aber auch andere Länder. Das Commonwealth entstand aus dem Empire in seiner heutigen Form im Jahr 1949. Momentan gibt es inklusive Großbritannien 53 Mitglieder - darunter so unterschiedliche Staaten wie Australien, Zypern, Nigeria, Samoa, Pakistan, Kanada und Ruanda. Nach Angaben des Commonwealth vereint der Verbund mehr als zwei Milliarden Menschen. Ziele sind die gegenseitige Unterstützung sowie die Zusammenarbeit auf unterschiedlichen Gebieten. Es geht um Politik, Wirtschaft und Bildung. Alle vier Jahre werden die Commonwealth Games ähnlich den Olympischen Spielen veranstaltet. Vertreter des Commonwealth treffen sich alle zwei Jahre, in diesem Jahr in Sri Lanka.

(APA/Red.)

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