Atomstreit: Iran hat System geheimer Atomanlagen

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Eine Tunnelanlage nahe der Stadt Isfahan diene Irans militärischem Nuklearprogramm, glaubt der Nationale Widerstandsrat. Der Iran schlägt derweil Pflöcke für die neuen Atomgespräche am Mittwoch in Genf ein.

Wien. Der Zeitpunkt der Enthüllung dürfte kein Zufall sein: Erst vor einer Woche haben der Iran und die Internationale Atomenergiebehörde IAEA einen „Fahrplan zur technischen Kooperation“ unterzeichnet, an diesem Mittwoch sollen die Genfer Verhandlungen über das iranische Atomprogramm in eine neue Runde gehen, da veröffentlichte die verbotene iranische Oppositionsgruppe Nationaler Widerstandsrat am Montag Details zu einem Militärkomplex, der ihrer Ansicht nach eine geheime Nuklearanlage beherbergt.

Die Anlage befindet sich laut dem Widerstandsrat in einem Tunnelsystem in der Nähe von Isfahan – nahe dieser Stadt wird auch eine offizielle Anlage zur Uran-Konversion betrieben –, und sie soll Teil eines ganzen Systems solcher Anlagen sein, die entweder der Ausweitung des Nuklearprogramms dienen sollen oder sozusagen als Sicherheitsreserve, falls andere Stätten entdeckt werden.

Die Oppositionsgruppe bezieht sich auf Informanten in allen relevanten iranischen Institutionen, also den Revolutionsgarden, denen das Atomprogramm untersteht, dem Verteidigungsministerium und der iranischen Atomenergiebehörde. Aus diesen Quellen hat der Widerstandsrat erfahren, dass bereits 2005 mit dem Bau der Anlage begonnen wurde und die Arbeiten an den Tunnels Anfang 2009 beendet wurden. Die Anlagen darin seien so gut wie fertig.

Es gebe klare Hinweise, dass es sich um eine Nuklearanlage handle, sagte ein Mitglied der Oppositionsgruppe telefonisch zur „Presse“: Erstens sei der Bau unter der Ägide der „Organisation für Innovation und Forschung in der Verteidigung“ entstanden, wobei es sich um das „Nervenzentrum“ von Irans militärischem Atomprogramm handle. Zweitens sei die ungewöhnlich stark gesicherte Anlage von genau jener Firma gebaut worden, die auch die Nuklearanlage in Fordo errichtet hatte.

IAEA will Informationen prüfen

Die IAEA gab sich – wie in der Vergangenheit bei ähnlichen Gelegenheiten – äußerst zugeknöpft. Ja, man habe Informationen erhalten, und man werde sie prüfen, wie man das immer mache. Und, nein, man werde sich dazu nicht öffentlich äußern, allenfalls im nächsten Bericht von IAEA-Chef Amano für den Gouverneursrat.

Teheran hat derweil Pflöcke für die Verhandlungen am Mittwoch eingeschlagen: Es werde keinen Stopp der Uran-Anreicherung und keine Schließung des Reaktors in Arak geben, sagte ein mit der Materie befasster Abgeordneter. Am letzten Punkt waren die Verhandlungen in Genf vor zehn Tagen gescheitert, vor allem Paris fordert weiter einen Baustopp in Arak, wie Präsident François Hollande bei einem Besuch in Israel am Montag sagte. Der Regierung in Jerusalem sind die Verhandlungen ein Dorn, sie fürchtet, dass der Westen dem Iran für geringe Gegenleistungen zu große Zugeständnisse machen könnte. (hd/ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.11.2013)

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