Bangkok: Armee befürchtet Eskalation nach Massenprotesten

EPA
  • Drucken

Hunderttausende Regierungsgegner demonstrieren in Thailands Hauptstadt.
Das Militär bezweifelt, dass die Opposition die Massen unter Kontrolle hat.

Angesichts der neuen Massendemonstrationen in Bangkok hat das militärische Oberkommando in Thailand Vorkehrungen getroffen, um eine Eskalation zu verhindern. Wie die Zeitung "The Nation" am Montag berichtete, werden die Demonstrationszüge auf dem Rajdamnoen Boulevard rund um die Uhr beobachtet.

Eine Quelle in der Armee sagte der Zeitung, die militärische Führung fürchte, die Proteste könnten außer Kontrolle geraten ,angesichts der schieren Masse an Demonstranten, die auch aus anderen Provinzen nach Bangkok strömen. Oppositionsführer Suthep Thaugsuban könnte nicht mehr in der Lage sein, die Situation zu kontrollieren. Eine ähnliche Befürchtung soll auch Ministerpräsidentin Yingluck Shinawatra geäußert haben, deren Sturz von den Demonstranten gefordert wird.

Weitere Märsche für Montag geplant

Sonntagabend hatten sich nach Angaben der Organisatoren rund 440.000 Regierungsgegner am Demokratie-Monument in Bangkok versammelt. Die Behörden gaben ihre Zahl mit rund 100.000 an. Fotos, die "The Nation" veröffentlichte, zeigten eine unüberschaubare Menschenmenge auf dem runden Platz und den zu ihm führenden Straßen.

In größerer Entfernung von dort versammelten sich militante Anhänger der Regierung, die vom im Exil lebenden Ex-Premier Thaksin Shinawatra gesteuert wird. Rund 60.000 "Rothemden" fanden sich am Sonntag im Rajamangala Stadium ein, wo sie nach eigenen Angaben mindestens fünf Tage ausharren wollen.

Völliger Stillstand droht

Die Thaksin-Gegner planen am Montag Märsche zu 13 wichtigen Punkten in der Hauptstadt, darunter zu Regierungsgebäuden und dem Parlament. Im bereits an normalen Tagen vom Verkehr überlasteten Bangkok droht daher in einigen Stadtteilen ein völliger Stillstand.

Die gegenwärtige Lage weckt Erinnerungen an die Unruhen der vergangenen Jahre. 2006 wurde Thaksin vom Militär gestürzt. Er floh vor einer drohenden Haftstrafe ins Exil. 2008 jagte eine königstreue Oppositionsbewegung (Gelbhemden) eine Regierung von Gnaden Thaksins mit Massenprotesten, die in der Besetzung des Flughafens gipfelten, aus dem Amt. 2010 kamen durch einen Koalitionsbruch und ohne Wahlen Thaksin-Gegner an die Macht. Daraufhin legten Rothemden Bangkok wochenlang mit Protesten teilweise lahm. 92 Menschen kamen bei Zusammenstößen ums Leben, ehe die Armee die Proteste beendete. Seit den Wahlen 2011 ist Thaksins Lager wieder am Ruder.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Außenpolitik

Thailand: Gespräche ohne Ergebnis, Proteste dauern an

In Bangkok besetzten Regierungsgegner mehrere Ministerien. Mit einer Strategie der Eskalation wollen sie Premierministerin Yingluck Shinawatra aus dem Amt treiben.
Außenpolitik

Premierministerin flieht in Bangkok vor Demonstranten

Die Lage in Thailand gerät außer Kontrolle. Regierungsgegner stürmten den Aufenthaltsort von Yingluck Shinawatra. Es gibt mindestens vier Tote und Dutzende Verletzte.
Außenpolitik

Thailands monarchistische Revolutionäre

Die Protestbewegung will mithilfe des Militärs die demokratisch gewählte Regierung zu Fall bringen. Premierministerin Yingluck Shinawatra ist die Schwester des gestürzten Thaksin Shinawatra.
Wollen die Regierung stürzen: Demonstranten in Bangkok
Außenpolitik

Thailand: Demonstranten stürmen Armee-Hauptquartier

Die Gegner von Premierministerin Yingluck Shinawatra wollen die Armee auf ihre Seite ziehen. Die Regierungschefin kommt immer stärker in Bedrängnis, lehnt einen Rücktritt aber ab.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.