Basescu: "Blut ist dicker als Wasser"

Rumäniens umstrittener Präsident Basescu spricht zu seinen Anhängern
Rumäniens umstrittener Präsident Basescu spricht zu seinen AnhängernREUTERS
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Rumäniens Präsident plädiert für einen Zusammenschluss seines Landes mit Moldawien. In Rumänien ist das populär, die Bewohner der Republik Moldau sehen das skeptisch, Russland ist dagegen.

Rumäniens Präsident Traian Basescu will die regionalen Grenzen neu ziehen: In einem TV-Interview plädierte er vehement für eine Vereinigung seines Landes mit dem Nachbarland Republik Moldau (Moldawien). Dies müsse das nächste Großprojekt nach dem NATO- und EU-Beitritt Rumäniens sein.

Derartiges hat man schon lange von keinem ernstzunehmenden rumänischen Politiker mehr gehört, doch Basescu fiel in seiner Begründung sogar in ethnonationalistische Argumentationsmuster der 90er-Jahre zurück: „Blut ist dicker als Wasser". Zugleich betonte er, dass die Vereinigung keinesfalls brutal oder gegen den Willen der Rumänien beiderseits des Grenzflusses Prut erfolgen könne. Doch werde „ein Volk, das die Gelegenheit hat, sich zu vereinigen, niemals darauf verzichten".

"Das spielt den Kommunisten in die Hände"

Der rechtsgerichtete Politiker erntete für seine Aussagen umgehend Kritik, und zwar von beiden Seiten des Prut. Der rumänische Premier Victor Ponta, Basescu seit Jahren in inniger Feinschaft verbunden, warf seinem Erzrivalen vor, er spiele „den moldawischen Kommunisten in die Hände". Basescu habe in den neun Jahren seiner Amtszeit „nichts für Moldawien getan", sagte der sozialistische Politiker. In Moldau warf der kommunistische Abgeordnete Artur Resetnikov Basescu vor, mit seinen Aussagen „in der Region erneut eine Zündschnur anzustecken".

Basescus Auslassungen kommen kommen zu einem heiklen Zeitpunkt. Am Donnerstag wurde nämlich in der litauischen Hauptstadt Vilnius ein Partnerschafts- und Handelsabkommen der EU mit Moldau besiegelt, ein erster Schritt des Landes in Richtung EU. Russland, das die ehemalige Sowejtrepublik noch immer als Teil ihres Hinterhofs betrachtet, und die Kommunistische Partei Moldaus (PCRM) widersetzen sich lautstark dem EU-Kurs des kleinen Landes. Ein wichtiges Argument ist dabei, dass Rumänien unter dem Vorwand der EU-Integration Moldau annektieren wolle

In Rumänien Mehrheit für Vereinigung

Das als ärmstes Land Europas geltende Moldau war 1991 beim Zerfall der Sowjetunion als unabhängige Republik ausgerufen worden. Das mehrheitlich rumänischsprachige Moldau war bis 1812 sowie zwischen den beiden Weltkriegen Teil Rumäniens. Mit dem Friedensvertrag von 1947 fiel das damalige „Bessarabien" an die Sowjetunion. Laut Umfragen zufolge gibt es in Rumänien seit den 1990er-Jahren eine relativ konstante Mehrheit für eine Wiedervereinigung.

Trotz einer beachtlichen unionistischen Strömung blieb die Mehrheit der Moldauer in Umfragen bezüglich einer möglichen Vereinigung mit Rumänien bisher eher verhalten, wie Basescu selbst nach einem Besuch in Chisinau im Sommer eingestand. Sobald in Chisinau ein Interesse an einer Wiedervereinigung aufkomme, werde Rumänien „ohne zu zögern" positiv antworten, sagte der Präsident nun.

(APA)

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