Ungarns Botschafter verteidigt Obdachlosengesetz

Vince Szalay-Bobrovniczky, Ungarns Botschafter in Österreich
Vince Szalay-Bobrovniczky, Ungarns Botschafter in ÖsterreichAPA/HERBERT PFARRHOFER
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Die Bilanz Österreichs falle um nichts besser aus. Im Gegenteil, in Ungarn werde die Geldstrafe erst als drittes Mittel eingesetzt, sagt Szalay-Bobrovniczky.

Ungarns Botschafter in Wien, Vince Szalay-Bobrovniczky, wehrt sich gegen Kritik am Obdachlosengesetz in seiner Heimat. Österreichs Bilanz falle um nichts besser aus, erklärte er in einem Interview mit der Tageszeitung "Der Standard". "Ungarn als schlechtes Beispiel zu nehmen ist nicht begründet", so der Diplomat.

"Im Gegensatz zu Wien haben wir die Geldstrafe in Ungarn noch nicht angewendet. Zuerst werden die Obdachlosen gebeten, den Platz zu verlassen. Wenn sie das nicht tun, können sie zu gemeinnütziger Arbeit herangezogen werden. Aber sie können es ablehnen. Dann kommt erst als dritte Möglichkeit die Geldstrafe. Und wenn sie das nicht bezahlen wollen, kann Freiheitsentzug verhängt werden", erklärte Szalay-Bobrovniczky das Vorgehen der Behörden in Ungarn.

Volkssport "auf Ungarn einzudreschen"

Obdachlosigkeit sei in Ungarn nicht verboten, sagte der 41-Jährige. "Die Kommunen haben die Möglichkeit, den Aufenthalt in bestimmten Gebieten einzuschränken. Die andere Seite der Geschichte ist, dass die Verfassung dem Staat jetzt verordnet, Unterkunft für alle zu bieten." Dass es in Budapest für geschätzte 10.000 Obdachlose aber nur 6000 Schlafplätze gibt, stellte Szalay-Bobrovniczky nicht in Abrede. Nachsatz: "Aber in Wien ist das nicht anders." Laut "Standard" gibt es in der Bundeshauptstadt 5000 Plätze für 9000 Obdachlose.

"Budapest überlegt, die U-Bahn-Stationen und Messehalle in der Nacht zu öffnen. Die Schlafplätze werden ausgebaut. Wir haben in diesem Jahr 30 Millionen Euro dafür ausgegeben", so der Diplomat, der bereits vor dem Interview in einem Mail an den "Standard" kritisiert hatte, dass es in Österreich langsam zu einem "Volkssport" werde, "auf Ungarn einzudreschen“: "Ich bin seit drei Jahren hier, und meine Erfahrung ist, dass die Berichterstattung gegenüber Ungarn überaus kritisch ausfällt."

>>> Artikel im "Standard"

(APA)

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