China fährt Trägerflugzeugproduktion hoch

J-15 startet vom Träger Liaoning
J-15 startet vom Träger LiaoningSCMP
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Inmitten der aktuellen Krisen um Meeresgebiete vor China wird bekannt, dass chinesische Träger-Kampfjets vom Typ Shenyang J-15 ab nun in Serie gebaut werden. Ihr reeller Kampfwert ist noch schwer abschätzbar.

Inmitten der schwelenden Krise wegen der jüngst von China verhängten "Luftverteidigungszone" im Ostchinesischen Meer sowie der Entsendung eines Flugzeugträgerverbandes ins Südchinesische Meer vor die Philippinen kommt diese Nachricht wahrlich zur passenden Zeit: Chinesische Militärjournalisten und Medien berichten, dass China mit der Serienfertigung von Kampfjets für Flugzeugträger begonnen habe. Konkret handelt es sich um die Shenyang J-15, ein modernes Düsenkampfflugzeug der "Generation 4+", auch "Fliegender Hai" genannt.

"4+" steht für Kampfjets, die ab etwa 1995 serienreif waren und in der Regel noch auf ältere Vorgänger zurückgehen (regelrechte Neuentwicklungen zählen ab 1995 zur 5. Generation).

Bisher erst sechs bis acht fertige Modelle

Die Entwicklung der J-15 begann Anfang der 2000er-Jahre bei der Firma Shenyang in der gleichnamigen Stadt in der Provinz Liaoning unweit der Grenze zu Nordkorea. Der Erstflug erfolgte im Sommer 2009, seit 2012 wurden Schätzungen zufolge sechs bis acht einsatzfähige Modelle sowie ein halbes Dutzend Prototypen gebaut. Nun heisst es, dass die Fertigung seriell hochgefahren werde, sechs oder sieben Stück seien bereits auf der Fertigungsstraße.

Die J-15 ist speziell für den Einsatz von Trägern konstruiert (entgegen der Ansicht vieler Laien sind "normale" Landflugzeuge nämlich keineswegs ohne weiteres dafür tauglich, schon wegen der kurzen Start- und Landepisten, des Platzbedarfs, der speziellen Anforderungen an Elektronik und Navigation etc.). Chinas erster Flugzeugträger Liaoning, der dieser Tage auf politisch heikler Übungsfahrt im Südchinesischen Meer ist, wo China mit anderen Anrainern Gebietsstreitigkeiten hat, ist für etwa 30 J-15 ausgelegt; derzeit ist das Schiff daher "unterbesetzt", zudem es in China erst etwa fünf Piloten geben soll, die als Trägerpiloten zertifiziert sind.

Zwei J-15 auf der Liaoning
Zwei J-15 auf der LiaoningSCMP

Wegen der J-15 ist übrigens Russland seit langem sauer auf die Chinesen: Die haben den Flieger nämlich aus der Suchoi Su-33 "Flanker-D" heraus entwickelt, und zwar auf halbseidene Art und Weise: 2001 besorgten sich die Chinesen einen unfertigen Prototypen der Su-33 in der Ukraine und nahmen ihn als Vorlage für die J-15.

Vorbild aus Russland

Diese ist aber keine totale Kopie der Suchoi sondern Berichten zufolge etwa mit chinesischer Avionik, anderer Elektronik und anderen Oberflächenbeschichtungen zur Radarreflektionsminimierung versehen.

Ein im Radar unsichtbarer "Tarnkappen"-Jet ist die J-15 freilich nicht, aber diese Entwicklung, die vor allem in den USA betrieben wird, haben auch Russen und Europäer nur teilweise nachvollzogen, vor allem mit dem Hinweis, man könne die Tarnkappentechnik bald und leicht knacken.

Ein Kampfwertvergleich mit vergleichbaren Typen lässt sich noch nicht ziehen. Laut Konteradmiral Admiral Yin Zhuo sei die J-15 im Luftkampf der verbreiteten F/A-18 "Super Hornet" der US-Navy überlegen, im Vergleich zu dieser aber weniger gut bei der Bekämpfung von See- und Landzielen. Diverse chinesische Militärjournalisten nennen die J-15 einerseits als "fast allen anderen Kampfjets überlegen" (was übertrieben sein dürfte), andererseits heißt es, sie sei kein "game changer", also etwas, das die Luftkriegsführung massiv verändern könnte - das wird auch noch lange nicht möglich sein, solange China nur einen Flugzeugträger hat. Allerdings dürfte man in den nächsten zehn Jahren zwei bis fünf weitere fertigstellen.

Eingeschränkter Kampfwert?

Es gibt auch Berichte chinesischer und internationaler Fachmedien, wonach aufgrund der grundsätzlichen Gestaltung des Flugdecks der Liaoning (der Start erfolgt über eine "Sprungschanze" ohne Hilfe eines Katapults) die J-15 nicht ihre volle Waffen- bzw. Treibstofflast mitführen können. Vollbetankt haben demnach zwei Seezielraketen YJ-83K, aber nur zwei Kurzstrecken-Luft-Luft-Raketen Platz und keine Luft-Luft-Raketen für größere Reichweiten, was ihre Luftkampffähigkeit stark behindert.

Will man "anständige" Luft-Luft-Raketen ans Flugzeug packen geht das aber auf Kosten der Tankfüllung (normale Reichweite etwa 3500 km). Folgt: Von der Liaoning aus gestartet sind die J-15 im Einsatz sozusagen nur mit halber Kraft unterwegs.

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