Der Nervenkrieg geht weiter, schnelles Geld ist gefragt. Staatschef Viktor Janukowitsch ist in China, um sich Wirtschaftshilfe zu sichern.
Wien. Die aktuellen Reisebewegungen der Chefverhandler in die und aus der Ukraine geben einen Begriff vom angespannten Zustand, in den das Land nach dem Platzen des EU-Assoziierungsabkommens geraten ist. Während Europarat-Generalsekretär Thorbjørn Jagland am Mittwoch in Kiew zwischen Regierung und Demonstranten vermitteln wollte und die Regierung Letzteren mit Strafen drohte bzw. sie zur Deeskalation aufrief, war Vizepremier Juri Boiko, der oberste Gasverhandler des Landes, der im Übrigen laut Geheimdienst-Quellen der „Presse“ von den USA als strategischer Staatschef-Kandidat für den Fall eines Machtwechsels geführt wird, schon in Moskau. Dort ging es um Detailmodalitäten eines wichtigen Zahlungsaufschubs für Gasrechnungen bis zum Frühjahr, den die ukrainische Seite schon vorab als ausgemacht kommunizierte.
Janukowitsch in China
Unterdessen tourte Staatschef Viktor Janukowitsch auch gestern durch China, um sich Wirtschaftshilfe zu sichern und die nun starke Abhängigkeit von Russland zu reduzieren. Eine direkte Zusage aus China kam noch nicht. Im Sommer hatte China signalisiert, zusätzlich zu den bereits gewährten zehn Mrd. Dollar Kredit Milliarden in die ukrainische Landwirtschaft investieren zu wollen. Analysten meinen, die Ukraine könnte Milliardenkredite im Tausch gegen künftige Getreidelieferungen erhalten. Janukowitsch braucht dringend Geld, weshalb er diese Woche auch nach Moskau fliegt. 2014 sind 17 Mrd. Dollar an Gas- und Staatsschulden zu berappen. Das Leistungsbilanzdefizit erreicht sieben Prozent des BIPs. Die Staatszinsen schossen wegen der Unsicherheit auf Rekordhöhe. (est)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.12.2013)