Böses Blut im Mandela-Clan

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Die weitläufige Familie des "Vaters der Regenbogennation" ist heillos zerstritten. Ein Enkel des allseits verehrten "Madiba" wollte ihn für sich vereinnahmen. Die Leichenfledderei begann schon vor Mandelas Tod.

Zindzi ereilte die Nachricht vom Tod ihres Vaters in einem Londoner Kino, an der Seite von Prinz William und seiner Frau Kate. Sie wohnten einer Premiere eines Spielfilms über die Mandela-Biografie bei: Mandela - der lange Weg zur Freiheit." Noch vor Beginn beruhigte Zindzi das Premierenpublikum bei der "Royal Film Performance": "Meinem Vater geht es gut. Er ist 95 Jahre alt und sehr schwach. Aber wir hoffen, ihn öfter zu sehen."

Zu dem Zeitpunkt lag Nelson Mandela jedoch bereits im Sterben, und der engste Familienkreis versammelte sich ums Sterbebett, um Abschied zu nehmen von "Madiba". Noch zu Lebzeiten entbrannte eine erbitterte Fehde innerhalb des weitschweifigen Clans um das Erbe des "Vaters der Regenbogennation" Südafrika. Auf der Intensivstation in der Herzklinik in Pretoria, in der Mandela im Sommer wochenlang zwischen Leben und Tod schwebte, erwog die Familie angeblich bereits die Abschaltung der Geräte.

Mandela sollte seinen 95. Geburtstag im Juli noch erleben, für eine Stippvisite des US-Präsidenten Barack Obama erschien er freilich schon zu schwach. Laut Winnie Mandela, seiner geschiedenen zweiten Frau, war er am Ende nicht mehr imstande, zu kommunizieren. Er konnte sich in seinem zur Krankenstation umgebauten Haus in Johannesburg lediglich durch Gesten und Mimik verständigen, während ihm das Wasser aus der Lunge abgesaugt wurde.

Instrumentalisiert für politische Zwecke

Einer, der stets die Nähe zu Nelson Mandela suchte, war Präsident Jacob Zuma - allein schon deshalb, um ihn für seine politischen Zwecke zu instrumentalisieren. Zuma war es auch, der als erster an die Öffentlichkeit ging, um am späten Donnerstagabend den Tod der Polit-Ikone in einer TV-Ansprache zu verkünden. "Unsere Nation hat ihren größten Sohn verloren." Im April 2014 sind in Südafrika Präsidentenwahlen angesetzt, und Zuma ließ keine Möglichkeit verstreichen, sich mit dem "Übervater" abzulichten - der ihn im Übrigen stets als zu dubios abgelehnt hat. Dass Zuma den wehrlosen, weil siechen Mandela an seine breite Brust nahm, erzürnte wiederum Makaziwe Mandela, dessen älteste Tochter.

Dabei ist sie selbst nicht ohne Fehl und Tadel. Vor wenigen Monaten versuchte sie mit ihrer Halbschwester Zenani, ihres Zeichens Südafrikas Botschafterin in Argentinien, den Zugriff auf den Mandela-Fonds mit einem geschätzten Volumen von einer Million Euro zu erwirken. Der Umsatz mit Handschriften, Zeichnungen und sonstigen Tantiemen des südafrikanischen Nationalhelden verheißt einen weitaus höheren Profit. Denn die Weinmarke "House of Mandela" hat der studierten Anthropologin Makaziwe bisher alles andere als ein Vermögen eingebracht.

Umbettung der Gebeine

Der Treuhänder, Mandelas Freund und Anwalt George Bizos, wehrte die Begehrlichkeiten der Mandela-Töchter allerdings ab. Angeblich hat die 61-jährige Makaziwe, die älteste der drei noch lebenden Töchter, die Exklusivrechte für die Begräbnisfeierlichkeiten bereits an die "Aasgeier" von CNN verhökert - so bezeichnete sie Reporter, die die Herzklinik in Pretoria im Juni wochenlang belagerten. Zwei Enkelinnen versuchten ihr Glück, indem sie mit ihrer TV-Show "Being Mandela" auf der Reality-Welle surften.

Und dann wäre da noch Zoleka, die 34-Jährige Enkeltochter, die ihr Skandalleben in einem Buch ausbreitete. Im Alter von acht Jahren sei sie sexuell missbraucht worden, mit neun fing sie zu trinken an, und später griff sie zu harten Drogen. Täglich, so schreibt sie, konsumierte sie Kokain. Als sie schließlich danach trachtete, ihr Leben in den Griff zu kriegen, starb ihre 13-Tochter vor der Eröffnung der Fußball-WM 2010 bei einem Autounfall. Und zu allem Überdruss erhielt sie noch die Diagnose Brustkrebs.

Nacht- und Nebelaktion

Den Vogel schoss ihr Cousin Mandla ab. In einer Nacht-und-Nebel-Aktion ließ er die Gebeine dreier Mandela-Kinder - unter anderem seines an Aids verstorbenen Vaters - aus dem Dorf Qunu in der Provinz Ostkap exhumieren, um sie im nahen Mvezo zu bestatten. Dort plante er ein Kongresszentrum, eine Pilgerstätte für Mandela-Fans - selbstverständlich samt dessen Grab. Nur hatte Nelson Mandela längst schon einen Hügel in Qunu, den in seiner Autobiografie "Long Walk of Freedom" als idyllisch beschriebenen Ort seiner Kindheit, als sein Grabmal bestimmt.

Dies sorgte wieder einmal für böses Blut in der Familie, die den Chef selbst mitunter in Wallung brachte. Der Familienrat brachte Mandla schließlich zur Räson. Ein Gericht zwang ihn, die Gebeine wieder umzubetten. Gemäß seines letzten Willens wird Nelson Mandela nun auch dort seinen Frieden finden, nach einem pompösen Staatsbegräbnis, in dem ihm die halbe Welt die letzte Ehre erweisen wird.

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