Kreml bringt Medien unter seine Kontrolle

(c) EPA (MIKHAIL METZEL/RIA NOVOSTI/KREML)
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Die russische staatliche Nachrichtenagentur „Ria Nowosti“ wird Teil einer neuen Staatsholding.

Moskau/Wien. Viele Journalisten von „Ria Nowosti“ mussten die Nachrichten aus anderen Medien erfahren: Der russische Präsident, Wladimir Putin, hat gestern per Dekret die staatliche Nachrichtenagentur aufgelöst.

Die 1941 gegründete Agentur, die Reporter in 45 Ländern stationiert hat und in 14 Sprachen berichtet, soll in der neuen Staatsholding „Russland Heute“ aufgehen. Auch der Radiosender „Stimme Russlands“ wird eingemeindet. Der englischsprachige TV-Sender „Russia Today“ soll offenbar nicht Teil dieser Struktur werden. Die Chefredakteure der betroffenen Medien reagierten überrascht. Offiziell wurde der Schritt mit Sparmaßnahmen und der Steigerung der Effektivität der Medien begründet. Russland müsse seine „nationalen Interessen verteidigen“, sagte der Chef der Präsidialverwaltung, Sergej Iwanow.

Putin „so groß wie Stalin“

Der Schritt dürfte die staatliche Kontrolle verstärken. Auch die Besetzung des Chefpostens deutet in diese Richtung: Der bisherige TV-Moderator Dmitrij Kiseljow wird die Holding leiten. Wie der frühere KGB-Offizier Putin hat auch Kiseljow in den 1970ern die Staatliche Universität im heutigen St. Petersburg absolviert. Der Kreml-treue Journalist pries Putins Politik und verglich sie dabei mit der des Diktators Josef Stalin. Während Zyperns Finanzkrise verglich er die Politik der deutschen Kanzlerin, Angela Merkel, mit der Enteignung der Juden durch die Nazis. In einer TV-Show vertrat Kiseljow im Vorjahr die Ansicht, dass Homosexuelle weder Blut noch Organe für die Notfallmedizin spenden dürften. (ag./som)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.12.2013)

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