Wolgograd: Verkehrsknotenpunkt am Unterlauf der Wolga

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Gegründet, um das russische Reich vor einfallenden Nomaden zu schützen – im Zweiten Weltkrieg fast vollkommen zerstört.

Wolgograd/Wien. Wolgograd liegt 690 Kilometer von Sotschi entfernt – für russische Verhältnisse ein Katzensprung. Einen der Gründe, warum Wolgograd, das einstige Stalingrad, bereits zum dritten Mal Ziel eines Anschlags wurde, nannte gestern Iosif Linder: Die Millionenstadt sei schlicht ein Verkehrsknotenpunkt, sagte der russische Sicherheitsexperte und Chef der Internationalen Anti-Terror-Trainingsvereinigung gegenüber dem Fernsehkanal Dozhd.

Die Stadt liegt im Süden des Landes und gilt anders als der Nordkaukasus als russisches Kernland. Anschläge tun hier besonders weh und erregen Aufmerksamkeit, anders als Terror in den Nordkaukasusrepubliken, der dort zum Alltag gehört. „Die lokalen Behörden müssen sich Fragen gefallen lassen“, wie es trotz Sicherheitsmaßnahmen zu den Anschlägen kommen konnte, so Linder.

Gegründet wurde Wolgograd im Jahr 1589 als Zarizyn: eine Kosakensiedlung, die einfallende Reitervölker aus dem Süden abwehren sollte. Heute ist Wolgograd eine wichtige Industriemetropole am Unterlauf der Wolga. Im Zweiten Weltkrieg ist Stalingrad, wie die Stadt von 1925 bis 1961 hieß, völlig zerstört worden.

Nur noch die Ruine der einst von einem Deutschen gebauten Mühle erinnert an die Verwüstungen in der „Heldenstadt“. Nach dem Krieg bauten Architekten das Zentrum im einheitlichen neoklassizistischen Stil wieder auf. Zentraler Gedenkort ist der Mamaj-Hügel mit einer massiven Stahlbetonfigur der „Mutter Heimat“.

Mehr als 70 Kilometer zieht sich Wolgograd in einem schmalen Uferstreifen am Fluss entlang. Die Sandstrände sind im Sommer für die Bewohner ein beliebtes Ausflugsziel. Allerdings ist Wolgograd, das etwa 1000 Kilometer südlich von Moskau liegt, im Gegensatz zu vielen anderen russischen Großstädten kein Ziel des Massentourismus. 2018 ist die Stadt indes ein Austragungsort der Fußballweltmeisterschaft. (APA/DPA/som)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.12.2013)

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