Guantánamo: Leibwächter Bin Ladens wird freigelassen

USA. Bisher galt der Jemenit als zu gefährlich. Vor Tagen wurde bekannt, dass ein Exhäftling 2012 am Angriff auf US-Konsulat in Libyen mitwirkte.

Washington. Er diente Osama bin Laden als Leibwächter und wird wegen seiner Tätigkeit für al-Qaida seit 2002 in dem US-Gefangenenlager Guantánamo Bay auf Kuba gefangen gehalten: Mahmoud Mujahid, heute 33 Jahre alt. Doch nun soll er bald freikommen, wie der britische Sender BBC berichtet hat. Die Entscheidung traf in der Nacht auf Freitag eine Kommission, die die Fälle der restlichen 155 Gefangenen auf Geheiß von Präsident Barack Obama untersuchen soll.

Obama hat schon vor seiner ersten Wahl zugesagt, das Lager Guantánamo, das unmittelbar nach dem US-Einmarsch in Afghanistan Ende 2001 eingerichtet worden ist, zu schließen. Er konnte sich jedoch damit im Kongress nicht durchsetzen, da einige der Gefangenen auf US-Territorium hätten verbracht werden müssen.

Interessant am Fall des Jemeniten Mahmoud Mujahid ist, dass er bisher als zu gefährlich für eine Freilassung eingestuft wurde. Gleichzeitig hat es aber offenbar zu wenig Beweise gegeben, um einen Prozess gegen ihn zu führen. Möglicherweise hat man sich aber gegen eine Anklage entschieden, um Quellen nicht preiszugeben. Nun jedenfalls hat die Kommission festgestellt, dass Mujahid nicht länger eine signifikante Bedrohung darstelle. Offenbar gibt es noch Dutzende ähnliche Fälle.

Die Entscheidung der Kommission kommt zu einem brisanten Zeitpunkt: Denn erst Mitte der Woche wurde bekannt, dass ein ehemaliger Häftling aus Guantánamo am tödlichen Angriff auf das US-Konsulat im libyschen Bengasi 2012 beteiligt war. Der Angriff ereignete sich just am 11.September, also auf den Tag genau elf Jahre nach den verheerenden Anschlägen von New York und Washington. Unter den Toten von Bengasi befand sich auch der US-Botschafter Christopher Stevens.

Gaddafi ließ Islamisten frei

Bei dem ehemaligen Guantánamo-Häftling handle es sich um Abu Sufian bin Kumu, berichtete die „Washington Post“. Er soll die Ortsgruppe der Islamistenorganisation Ansar al-Sharia (Verteidiger der Scharia) in der libyschen Stadt Derna befehligen.

Kumu hatte in Afghanistan mit den Taliban gekämpft und war in Pakistan festgenommen worden. Bereits 2002 kam er nach Guantánamo, wurde 2007 aber in seine libysche Heimat verlegt – damals herrschte dort noch Diktator Muammar al-Gaddafi – und im folgenden Jahr freigelassen. (ag./red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.01.2014)

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