"Letzten Kampf verloren": Ex-Premier Scharon ist tot

Ariel Scharon
Ariel Scharon EPA
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Acht Jahre lang war der ehemalige israelische Regierungschef Ariel Scharon im Koma. Am Samstag verstarb er im Alter von 85 Jahren.

Jerusalem. Er wandelte sich vom Bauern zum General, vom Kriegshelden zum Friedenspolitiker, wurde „König von Israel“ sowie „Schlächter von Beirut“ genannt: Gestern, Samstag, ist der ehemalige israelische Ex-Ministerpräsident Ariel Scharon im Alter von 85 Jahren an multiplem Organversagen gestorben. 2006 war Scharon nach einem Schlaganfall ins Koma gefallen.

„Mein lieber Freund Ariel Scharon hat heute seinen letzten Kampf verloren“, erklärte der israelische Präsident Schimon Peres. „Wir alle liebten ihn, er wird eine große Lücke reißen.“ Geliebt wurde er nicht immer – und bei Weitem nicht von jedem. Scharon war zwar einer der charismatischsten, zugleich aber einer der umstrittensten Politiker Israels. Scharon prägte den Nahost-Konflikt von Beginn an und war an fünf Kriegen beteiligt. Sein Leben war voller Überraschungen, eine der größten war die Wahl zum Ministerpräsidenten 2001: Scharon war damals 73 Jahre alt. Seine erste Amtszeit war von der Niederschlagung des palästinensischen Aufstandes geprägt, die zweite vom Rückzug aus dem Gazastreifen.

Geboren wurde Scharon 1928 als Kind russischer Einwanderer in der Nähe von Tel Aviv. Schon mit 14 Jahren kämpfte er für einen israelischen Staat. Seinen größten Ruhm erlangte er durch einen Vorstoß über den Suez-Kanal im Jahr 1973. Auch dadurch wendete sich das Blatt im Nahost-Krieg. Den Tiefpunkt seiner Karriere bildeten die Massaker in palästinensischen Flüchtlingslagern 1982 in Beirut, die er als Verteidigungsminister zu verantworten hatte. Er trat zurück, doch spätestens 2001 hatte er die Macht wieder bei sich.

Der Wandel

In seiner zweiten Amtszeit ab 2003 bekannte sich Scharon zu einem palästinensischen Staat. Wenige Monate bevor er ins Koma fiel, verließ er den konservativen Likud-Block, den er mitbegründet hatte. Nur mit einer neuen Partei schien ihm ein Frieden mit den Palästinensern durchsetzbar. Er gründete die Partei Kadima (Vorwärts). Ein Sieg bei der Parlamentswahl im März 2006 schien sicher. Doch am am 4. Jänner fiel er nach einem schweren Schlaganfall ins Koma

("Die Presse", Print-Ausgabe vom 12.1.2014)

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