Zentralafrika: Kannibalismus als Rache an Muslimen

An Africa Union peacekeeping soldier takes a strategic position to quell street violence in neighbourhoods in Bangui
An Africa Union peacekeeping soldier takes a strategic position to quell street violence in neighbourhoods in BanguiREUTERS
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Eine Gruppe Christen soll einen Moslem in der Hauptstadt getötet und zerstückelt haben. Ein Mann habe das Bein des Opfers gegessen.

Die Zentralafrikanische Republik kommt nicht zur Ruhe. Eine Gruppe Christen hat in der Hauptstadt Bangui einen muslimischen Mann getötet, zerstückelt und teilweise verbrannt, berichtet die BBC. Anschließend habe einer von ihnen unter Zurufen der Gruppe das Bein des Toten gegessen - als Rache dafür, dass muslimische Milizen seine schwangere Frau, Schwägerin und ihr Baby getötet hätten.

Dem britischen Journalisten gab der Mann zu Protokoll: „Ich habe ihm in den Kopf gestochen. Ich habe ihn mit Benzin überschüttet, anschließend habe ich ihn angezündet. Dann habe ich sein ganzes Bein gegessen, bis zu den Knochen. Mit Brot. Deswegen nennen mich die Leute ,Mad-dog'".

Zuvor sei der Mann seinem Opfer im Bus begegnet und sei ihm gefolgt. Vor den Augen von Soldaten soll der Moslem schließlich getötet worden sein, berichtet eine Augenzeugin. Ein Soldat hätte sich nach dem kannibalistischen Akt übergeben und den Mob schließlich aufgelöst.

EU plant Entsendung von Soldaten

Erst vor einigen Tagen hat der Übergangspräsident Michel Djotodia sein Amt zurückgelegt und ist am Wochenende nach Benin geflohen. Djotodia - der erste Muslim an der Spitze des Staates - kam vor rund einem Jahr nach einem Putsch mit Hilfe der Séléka-Rebellen in das Amt. Seit seinem Abtritt machen christliche Milizen Jagd auf Muslime: ihre Geschäfte wurden geplündert, Moscheen zerstört, heißt es übereinstimmend in Reportagen. Der Konflikt zwischen Christen und Muslime begann vor rund einem Jahr mit dem Amtsantritt Djotodias. Seine muslimischen Kämpfer sollen gegenüber Christen Willkürjustiz betrieben, Frauen vergewaltigt und Kinder getötet haben.

Die EU plant die Entsendung von Soldaten in das krisengeschüttelte Land. Allein seit Dezember wurden rund 1000 Menschen in der Zentralafrikanischen Republik getötet, mehr als 400.000 sind auf der Flucht.

(Red.)

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