Die Schweizer Alpen als neutrale Gesprächskulisse

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Am Genfer See geht die Syrien-Konferenz über die Bühne, im Kanton Graubünden das Weltwirtschaftsforum. Als Konferenzort hat die Schweiz große Tradition.

Wien. Organisationstalent und Improvisationskunst der Schweizer Gastgeber waren auf die Probe gestellt: Mehr als ein halbes Jahr zogen sich die Vorbereitungen für die Syrien-Konferenz in Genf, und bis zuletzt war unklar, ob sie nicht doch noch platzen würde. Dabei bietet das Hotel Intercontinental eine diskrete diplomatische Atmosphäre.

Hier fanden zuletzt die Atomgespräche mit dem Iran statt, die Treffen zwischen US-Außenminister John Kerry mit seinem russischen Konterpart, Sergei Lawrow, die letztlich gescheiterten Nahost-Friedensgespräche zwischen US-Präsident Bill Clinton und Hafiz al-Assad, dem syrischen Diktator, vor 14 Jahren; und 1985 begegneten sich hier erstmals die Protagonisten des Kalten Kriegs: Ronald Reagan und Michail Gorbatschow.

Für den avisierten Termin waren die großen Hotels am UN-Sitz in Genf freilich ohnehin längst ausgebucht: Ende Jänner hält die Uhrenindustrie traditionell in der Stadt an der Rhône ihre Messe ab. Für die Diplomaten, die Delegationen und die Medien begann daher die Quartiersuche. Die Schweizer wurden schließlich am anderen Ende des Genfer Sees fündig, 95Kilometer entfernt von Genf.

„Smoke on the Water“

Das stilvolle Montreux Palace diente schon als Filmkulisse, und der Kurort am Genfer See zog Prominente aus der Kulturschickeria an: den britischen Dichterfürst Lord Byron, russische Komponisten wie Pjotr Tschaikowsky, Igor Strawinsky und Schriftsteller wie Leo Tolstoi oder Vladimir Nabokov. Zuletzt fand sich auch noch ein russischer Ex-Oligarch in Montreux ein: Michail Chodorkowski.

Berühmtheit erlangte das Städtchen im Kanton Waadt für sein alljährliches Jazzfestival, als Domizil der Popgruppe Queen – samt einer Statue Freddy Mercurys auf dem Kai – sowie für den Song „Smoke on the Water“. Als das Casino während eines Franz-Zappa-Konzerts in Flammen aufging, inspirierte dies Deep Purple zu ihrer markanten Hymne „Smoke on the Water“.

Bevor die Syrien-Konferenz am Freitag plangemäß in Genf weitergehen soll, wechseln viele Teilnehmer – allen voran UN-Generalsekretär Ban Ki-moon und John Kerry – zu einem anderen Schauplatz in den Schweizer Alpen. Denn zeitgleich zur Syrien-Konferenz in der Westschweiz geht in Davos, im Ostschweizer Kanton Graubünden, zum 44.Mal das Weltwirtschaftsforum über die Bühne.

Bei der Standortbestimmung der politisch-ökonomischen Elite geben sich IWF-Chefin Christine Lagarde, Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff, Japans Premier Shinzo Abe oder der Brite David Cameron ein Stelldichein. Parallel zu den Unterredungen in Montreux wird heute der iranische Präsident, Hassan Rohani, in Davos die Aufmerksamkeit auf sich lenken – und darauf, ob er, wie anno 1994 Schimon Peres und Israels Todfeind Jassir Arafat, in einer welthistorischen Geste die Hand von Israels Premier Benjamin Netanjahu schütteln wird.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.01.2014)

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