Protestanführer in Thailand mit Schuss in den Kopf getötet

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Die Regierungsgegner versuchen, vorgezogene Wahlen zu verhindern.

Bangkok. Suthin Tharathin hielt gerade eine Rede vor Demonstranten in einem Vorort von Bangkok, als ihn ein tödlicher Schuss in den Kopf traf. Nach dem gewaltsamen Angriff auf einen der Anführer der Protestbewegung hat sich die Lage in Thailand am Sonntag massiv zugespitzt: Regierungsgegner erzwangen die Schließung von Wahllokalen zur vorzeitigen Stimmabgabe für die vorgezogene Parlamentswahl.

Diese soll eigentlich am kommenden Sonntag stattfinden. Akanat Promphan, der Sprecher der Protestbewegung, sagte, Suthin sei Mitglied der Dharma-Armee gewesen, einer maßgeblich an den Protesten beteiligten buddhistischen Organisation. Akanat machte „regierungstreues Gesindel“ für den Tod des Protestanführers verantwortlich. Suthin ist das zehnte Todesopfer seit Beginn der Proteste vor drei Monaten, hunderte Menschen wurden seither verletzt.

45 von 50 Wahllokalen geschlossen

Die Regierungsgegner wollen nun die von Ministerpräsidentin Yingluck Shinawatra angesetzte vorgezogene Parlamentswahl verhindern, weil sie eine Niederlage befürchten. Zahlreiche Demonstranten blockierten deshalb bereits am gestrigen Sonntag die meisten Wahllokale in Bangkok und mehreren südlichen Provinzen. Allein in Bangkok wurden auf Anordnung der Behörden mindestens 45 von 50 Wahllokalen geschlossen.

Thailand wird seit fast drei Monaten von einem Machtkampf zwischen Regierung und Opposition erschüttert. Die Proteste hatten sich im November an einem von der Regierung befürworteten Amnestiegesetz entzündet, das Yinglucks Bruder, dem früheren Regierungschef Thaksin Shinawatra, eine Rückkehr aus dem Exil erlaubt hätte. Yinglucks Regierung ließ das umstrittene Amnestievorhaben inzwischen fallen, vermochte ihre Gegner damit aber nicht zu beruhigen. (ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.01.2014)

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