Roma-Mädchen darf nicht nach Frankreich zurück

Leonarda Dibrani und ihre Schwester in Mitrovica. ter a French court ruled that their family's expulsion from France was legal, in Mitrovica
Leonarda Dibrani und ihre Schwester in Mitrovica. ter a French court ruled that their family's expulsion from France was legal, in MitrovicaREUTERS
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Das Schicksal der 15-jährigen Leonarda hatte in Frankreich Massenproteste hervorgerufen. Nun hat ein Gericht entschieden, dass ihre Abschiebung in den Kosovo legal war.

Der Fall des Roma-Mädchens Leonarda Dibrani hatte vor einigen Monaten ganz Frankreich in Atem gehalten: Die Polizei hatte die 15-Jährige vor den Augen ihrer Schulklasse vor dem Beginn eines Klassenausflugs aus dem Bus geholt und in ihre alte Heimat Kosovo abgeschoben. Tausende Mittelschüler hatten gegen ihre Ausweisung demonstriert. Im Raum stand, dass Leonarda und ihre Familie ein humanitäres Bleiberecht verliehen bekommen könnten. Doch nun ist klar: Das Mädchen darf nicht nach Frankreich zurückkehren. Zu dieser Entscheidung kam ein Gericht in der Stadt Besancon am Donnerstag.

"Zunkunft zu Ende"

"Meine Zukunft geht heute zu Ende", sagte das Mädchen am Donnerstag. Leonarda lebt mit ihrer Familie in Mitrovica.

"Die Familie Dibrani kommt nicht nach Frankreich zurück", hatte der französische Innminister Manuel Valls von der Parti socialiste (PS) in einem Interview mit dem „Journal du Dimanche" im Oktober angekündigt. Er wollte gerne einen Schlusspunkt unter die Polemik um die Abschiebung der kosovarischen Roma-Familie setzen. Die Kritik mehrerer Regierungs- und Parteikollegen liess ihn kalt. Er berief sich auf einen einen Untersuchungsbericht, der ihm bescheinigte, dass bei Leonardas Festnahme alles legal gelaufen sei. Der Gerichtsentscheid gibt dem Innenminister nun recht.

Hollands eigene Interpretation

Präsident Francois Hollande hatte sich aufgrund der Massenproteste im Land zu seiner ganz eigenen Interpretation der Lage hinreißen lassen: Leonarda dürfe legal nicht zurückkommen, könnte sich ja aber auf eigene Faust durchschlagen.

Die schweigende Mehrheit war im Oktober aber offenbar anderer Meinung gewesen: Drei Viertel der Franzosen billigten damals das Vorgehen gegen Roma-Familien  aus Osteuropa. Laut einer Befragung wollten 64 Prozent nicht, dass Leonarda nach Frankreich zurückkommen darf. Für die Behörden in Paris ist die Rechtslage klar: Die Familie war 2009 aus Italien illegal nach Frankreich eingereist, hatte erfolglos die Anerkennung als Flüchtlinge
beantragt und alle Beschwerdemittel ausgeschöpft.

Französische Medien hatten im Oktober diverse kompromittierende Gerüchte über den angeblich gewalttätigen Familienvater verbreitet, der sich schon zuvor in Italien geweigert habe, zu arbeiten. Vor Kameras hat er eingeräumt, dass er bei seinem Asylantrag
in Frankreich geschummelt habe. In Mitrovica erklärt er, er werde so oder so nach Frankreich zurückreisen. Dass er dabei erwähnt, er brauche dafür rund 20.000 Euro, tönte fast wie ein provokativer Spendenaufruf.

Keine Verhaftungen in der Schule

Gruppen von Lehrern, Eltern und Schülern des Netzwerks „Erziehung ohne Grenzen" (RESF) haben die Schule schon vor Jahren zu einer Schutzzone erklärt. Der Polizei soll
es untersagt werden, vor den Schultoren mit gezielten Kontrollen „Jagd" auf jene ohne Papiere zu machen. Mehrfach haben RESF von der Ausweisung bedrohte Jugendliche versteckt. „Das sind unsere Schüler, unsere Kinder oder die Kameraden unserer Kinder. Wenn sie einer schändlichen Abschiebung entrinnen wollen, werden wir ihnen helfen", steht in einer Petition, die just von den französischen Sozialisten unterzeichnet wurde.

(Red.)

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