Deutschlands ehemaliger Staatschef sagte am Montag im Verfahren gegen seinen ehemaligen Sprecher aus. Dabei fiel ihm Vergessenes wieder ein.
Im Laufe von Gerichtsverfahren erweist sich das menschliche Gedächtnis manchmal als besser denn zunächst vermutet: So auch bei Deutschlands Ex-Präsident Wulff, der am Montag zur Abwechslung nicht in eigener Sache, sondern als Zeuge im Prozess gegen seinen ehemaligen Pressesprecher Olaf Glaeseker vor dem Landgericht Hannover stand.
Es ging um angebliche Urlaubsreisen, zu denen Glaeseker vom Partymanager Manfred Schmidt, der auch auf der Ankalgebank sitzt, eingeladen worden sein soll. Glaesekers Gegenleistung: Er soll für Schmidts "Nord-Süd-Dialog" Sponsorengelder lukriert haben.
Angeklagte bestreiten Vorwürfe
Bei seiner Vernehmung durch die Polizei hatte Wulff 2012 laut einem Bericht des Norddeutschen Rundfunks noch gesagt, er habe von diesen Reiseeinladungen keine Kenntnis gehabt. Inzwischen sei ihm aber eingefallen, sagte Wulff am Montag, dass Glaeseker ihm doch etwas erzählt habe, nämlich über gemeinsame Reisen mit Schmidt im Autoreisezug. Die Anklage spricht indes von Flugreisen und Urlauben in Südfrankreich und Spanien.
Wulff hatte seinen Sprecher im Dezember 2011 überraschend entlassen, einen Tag später machten in deutschen Medien berichte über angebliche Urlaube Glaesekers mit Schmidt die Runde. Die beiden Angeklagten bestreiten alle Vorwürfe in Richtung Bestechung und begründen die Reisen mit ihrer langjährigen Freundschaft, wie der "Spiegel" berichtete.
Wulff selbst muss sich in einem anderen Prozess wegen Bestechlichkeit. Ihm wird vorgeworfen, sich in seiner Zeit als Ministerpräsident Niedersachsen von Filmfinancier David Groenewold 2008 zu einem Oktoberfestbesuch einladen haben zu lassen. Später soll Wulff bei Siemens für ein Projekt Groenewolds um Unterstützung geworben haben.
(APA/DPA/Red.)