Zentralafrika: Christenmilizen vertreiben Muslime

Auf der Flucht. Der Konflikt in der Zentralafrikanischen Republik vertrieb Zehntausende Menschen.
Auf der Flucht. Der Konflikt in der Zentralafrikanischen Republik vertrieb Zehntausende Menschen.EPA
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Amnesty International beklagt "ethnische Säuberungen" unter den Augen der internationalen Truppen.

Muslime in der Zentralafrikanischen Republik sind nach Angaben von Amnesty International Ziel von „ethnischen Säuberungen". Die ausufernde Gewalt gegen die Muslime könne auch von den internationalen Einsatzkräften im Land nicht verhindert werden, kritisierte die Menschenrechtsorganisation am Mittwoch.
Seit Anfang Jänner komme es vor allem im Westen der Zentralafrikanischen Republik zu „ethnischen Säuberungen". Amnesty dokumentierte nach eigenen Angaben die Tötung von mindestens 200 Muslimen durch Milizen von Christen.

„Die gesamte muslimische Bevölkerung wurde zur Flucht gezwungen. Und Hunderte muslimische Zivilisten, denen die Flucht nicht gelang, wurden getötet", erklärte Amnesty International.

Massenflucht nach Kamerun

Wegen der Gewalt sind nach UNO-Angaben bereits Zehntausende Menschen ins benachbarte Kamerun geflohen, die meisten von ihnen Muslime. Diese werden von der christlichen Mehrheit in der Zentralafrikanischen Republik mitverantwortlich gemacht für die Gewalt der Séléka-Milizen, die mehrheitlich aus Muslimen bestehen.

Im März 2013 verdrängte das Rebellenbündnis Séléka den zentralafrikanischen Präsidenten Francois Bozize von der Macht. Nachfolger wurde der Moslem Michel Djotodia. Er löste seine Séléka-Bewegung zwar offiziell auf, verlor aber die Kontrolle über einzelne Gruppen der Rebellen. Diese zogen marodierend durch das Land und versetzten die Zivilbevölkerung mit Vergewaltigungen und Plünderungen in Angst. Sehr oft wurden Christen zum Opfer. Die muslimische Bevölkerung stellt etwa nur 15 Prozent der Einwohner.

Angriffe auf Zivilisten

Die christliche Bevölkerung bildete eine Reihe von Milizen, die nicht nur gegen die Séléka-Rebellen sondern zunehmend gegen Zivilisten der muslimischen Minderheit vorgehen.

Welcher Konfession man angehört, hatte bisher in der Zentralafrikanischen Republik keine große Rolle gespielt. Anhänger verschiedenster Religionen lebten Seite and Seite. Doch was im März als politischer Putsch eines muslimischen Rebellenführers gegen einen christlichen Staatschef begann, artet immer mehr in einen konfessionellen Bürgerkrieg aus.

Da er nicht im Stande war, seine einstigen Séléka-Milizionäre in den Griff zu bekommen und die Sicherheit im Land zu gewährleisten, trat Djotodia auf Druck der Nachbarstaaten und Frankreichs zurück. Catherine Samba Panza wurde neue Übergangspräsidentin.

Derzeit sind Soldaten Frankreichs und der Afrikanischen Union in der Zentralafrikanischen Republik im Einsatz, um die Sicherheit wieder herzustellen. Die EU-Außenminister beschlossen, ebenfalls eine Truppe zu entsenden.

(APA, red.)

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