Mit seinen 39 Jahren könnte der PD-Chef zum jüngsten Regierungschef Italiens avancieren.
Selbstbewusst, redegewandt und vor allem jung: Der 39-jährige Bürgermeister von Florenz, Matteo Renzi, ist seit Monaten der absolute Protagonist auf Italiens Mitte-links-Parkett. Knapp zwei Monate nach seinem überwältigenden Sieg bei der Urabstimmung für die Führung der Demokratischen Partei (PD) will Renzi jetzt den Posten des Premiers anstelle seines Parteifreundes Enrico Letta übernehmen.
Renzi hat nach Lettas Rücktritt beste Chancen, zu Italiens jüngstem Regierungschef aller Zeiten aufzurücken. Der politisch wendige Renzi, seit 2009 Bürgermeister der toskanischen Hauptstadt, macht aus seinen Ambitionen kein Hehl. Wochenlang sägte er schon an Lettas Sessel. Der "italienische Tony Blair", wie Renzi von Medien oft bezeichnet wird, nutzte die Schwierigkeiten seines Parteikollegen aus, um das Ruder des Landes zu übernehmen. Die PD-Führung genügt Renzi längst nicht, er strebt nach Höherem. Seine Ambition ist es, einen tief greifenden Generationswechsel in der italienischen Politik in die Wege zu leiten. "Rottamatore" nennt er sich gern, "Verschrotter". Der selbst gewählte Spitzname passt zu dem Ex-Pfadfinder, der klare Ideen hat. Er will den Palazzo Chigi, den Regierungssitz in Rom, erobern.
Politischer Weg an die Spitze
Renzi kann trotz seiner Jugend auf eine steile politische Karriere zurückblicken. Nach dem Jus-Studium arbeitete er in der Werbefirma seines Vaters, seine wahre Leidenschaft galt jedoch schon seit den Schuljahren der Politik. 1996 trat er der Zentrumsbewegung "Margherita" bei, die später in der PD aufging. Schon mit 29 Jahren wurde er Provinzpräsident in Florenz, danach der zeitweise beliebteste Bürgermeister Italiens.
Mit dem Schlachtruf, es sei "höchste Zeit, sich der alten Parteiführer zu entledigen", ging Renzi im Dezember 2012 bei den PD-Vorwahlen für die Suche nach dem Mitte-links-Premier-Kandidaten ins Rennen, erlag jedoch im Duell gegen den Favoriten Pierluigi Bersani. Seine Anhänger behaupten, die Mitte-links-Allianz hätte bei den Parlamentswahlen im Februar 2013 einen klaren Sieg über das Rechtsbündnis um Silvio Berlusconi erringen können, wäre sie mit Renzi an der Spitze in den Wahlkampf gegangen. Der flexible und gut aussehende Politiker hätte auch im rechten Lager viele Stimmen geangelt.
Beziehungen zu Berlusconi
Parteiintern repräsentiert der mit einer Gymnasiallehrerin verheiratete Vater dreier Kinder den rechtsorientierten Flügel der PD, die sich nicht davor scheut, den Dialog mit Berlusconi in Gang zu halten. Es sind besonders die unideologischen und jugendlichen Kräfte in der Partei, auf die der Florentiner zählen kann. Für helle Empörung sorgte Renzi 2010, als er eine Einladung Berlusconis zu einem Mittagessen in dessen Luxusresidenz in Arcore annahm. "Renzi verteidigt unsere Ideen unter den PD-Fahnen", lobte ihn Berlusconi. Renzi bestritt wiederholt und heftig, dass er ein Verbündeter des umstrittenen TV-Tycoons im Linkslager sei. Mit Berlusconi hat Renzi ein ambitioniertes Modell zur Wahlrechtsreform entworfen, das zurzeit im Parlament diskutiert wird.
Der selbstbewusste Florentiner hatte mit seiner scharfen Kritik an Bersanis Kurs auf entscheidende Weise zu dessen Rücktritt im April 2013 beigetragen. Hartnäckig hielt Bersani dem Druck seines jungen Parteikollegen stand, der ihn zu einer Großen Koalition mit Berlusconi drängte, um einen Ausweg aus dem politischen Patt nach den Parlamentswahlen zu finden. Der stolze Bersani weigerte sich jedoch standhaft, die Bildung einer Regierung mit seinem Erzrivalen Berlusconi zu akzeptieren, was ihm letztlich zum Verhängnis wurde.
Nach Bersanis Rücktritt beanspruchte Renzi konsequent die Führung der PD. "Wir müssen die PD erneuern, um Italien zu erneuern", lautet sein Slogan. 2,5 Millionen Mitte-links-Wähler stimmten für Renzi bei der Urwahl zur Kür des neuen PD-Vorsitzendem im Dezember. Als Chef der stärksten Einzelpartei der Regierungskoalition will Renzi jetzt die Führung des Landes übernehmen.
(APA)