Schlau und brutal: "Mad Bob" wird 90

(c) REUTERS (� Mike Hutchings / Reuters)
  • Drucken

Der Langzeitherrscher Robert Mugabe regiert das Land seit 1980 mit eiserner Faust. Trotz der Gerüchte über sein Krebsleiden will er sich an seinem Geburtstag als Wohltäter feiern lassen.

Wien/Harare. „Alles liegt in Gottes Hand“, sagte Robert Mugabe, als er vor einem Monat seine 78-jährige Schwester Bridget zu Grabe trug und erstmals nach längerer Absenz wieder in der Öffentlichkeit auftrat. Zimbabwes Langzeitherrscher, Jesuitenschüler und Katholik mit einem Faible für feinen Zwirn, kam dabei ein wenig ins Räsonieren: „Ich weiß auch nicht, wie es kommt, dass ich so lange lebe.“

Heute zelebriert Mugabe seinen 90. Geburtstag, und er reiht sich ein in die Liste der politischen Methusalems: Von den amtierenden Präsidenten ist nur Israels Schimon Peres ein halbes Jahr älter als er. Und von den am längsten amtierenden Staatsoberhäuptern haben – abgesehen von Monarchen wie Queen Elizabeth II. oder Thailands König Bhumipol – nur ein paar afrikanische Potentaten mehr Dienstjahre auf dem Buckel: etwa Kameruns Paul Biya oder Angolas José Eduardo dos Santos. Die Afrikanische Union wählte ihn gerade erst zu ihrem Vizepräsidenten.

Seit 1980, seit der Unabhängigkeit der ehemaligen britischen Kolonie Rhodesien, regiert Robert Mugabe Zimbabwe mit eiserner Faust: erst sieben Jahre als Premier, seit einer Verfassungsänderung als Präsident. Und er denkt nicht daran, aus freien Stücken abzutreten, auch wenn ihm sein Arzt angeblich vor fünf Jahren zum Rückzug geraten hat. Obwohl es bei der Wahl im Sommer nicht mit rechten Dingen zugegangen war – auch Tote schienen auf Wahlzetteln auf –, bestätigte ihn eine große Mehrheit von 61 Prozent erneut für eine fünfjährige Periode im Präsidentenamt. Wer seinen Wahltriumph nicht akzeptiere, ließ er seinen Gegnern ausrichten, soll sich doch „aufhängen“.

„Bin Jesus überlegen“

Er empfinde einen „göttlichen Auftrag“, er wolle regieren, bis er 100 sei, feixte der frühere Lehrer einmal. Mugabe-Stellvertreterin Joice Mujuru und Justizminister Emmerson Mnangagwa, genannt das Krokodil, müssen sich womöglich also auf eine noch längere Wartezeit einrichten. Nicht, dass Robert Mugabe politisch – und auch physisch – schon des Öfteren totgesagt worden wäre. „Ich bin schon oft gestorben, deshalb bin ich Jesus überlegen“, juxte er. Wie die im Zuge von „WikiLeaks“ enthüllten Depeschen des US-Außenministeriums verrieten, leidet Mugabe zumindest seit 2008 an Prostatakrebs. Schon seit Jahren begibt er sich zur Behandlung in eine Klinik nach Singapur, begleitet von seiner zweiten Frau, seiner ehemaligen Sekretärin Grace. Deren Shopping-Exzesse haben ihr den Spitznamen „Gucci Grace“ eingetragen.

An Schläue und Brutalität wird „Mad Bob“, wie ihn seine Gegner bezeichnen, kaum übertroffen. Mehr als 10.000 Gegner fielen in einem Aufstand in Matabeleland, als Mugabe die in Nordkorea ausgebildete, berüchtigte „Fünfte Brigade“ 1983 in den Südwesten des Landes um die Stadt Bulawayo, die Hochburg des Ndbele-Stamms, schickte.

Damals galt der Freiheitsheld Mugabe noch als Galionsfigur für eine Transformation, hofiert vom Commonwealth und afrikanischen Führern. Als er im Jahr 2000 aber seine umstrittene Landreform, die Enteignung weißer Farmer und Tabakpflanzer, mithilfe von Schlägerbanden in die Tat umsetzte, begann ein Regime der Folter, Einschüchterung und Vertreibung. Drei Millionen Landsleute flohen vor dem ökonomischen Ruin, dem Mangel an Nahrungsmitteln und Benzin in die Nachbarländer – vornehmlich nach Südafrika. Die Pfründe und die Farmen vergab Mugabe an seine Günstlinge und seinen Clan.

Gegen die politischen Gegner ging der Autokrat mit aller Härte vor. Seinen Gegenspieler, den Gewerkschafts- und Oppositionsführer Morgan Tsvangirai, ließ er ins Gefängnis stecken, foltern, und ihn mit dem Sturz von einem Hochhaus bedrohen. Mit Erfolg: Der Sieger der ersten Wahlrunde 2008 zog sich freiwillig zurück und überließ dem Präsidenten kampflos den Sieg. Einen mysteriösen Autounfall, bei dem seine Frau starb, überlebte er selbst nur knapp.

Festbraten und Champagner

Am Ende sah sich Mugabe zu einer Machtteilung gezwungen. Er ernannte Tsvangirai zum Premier, als solcher blieb er allerdings unter seiner Kuratel – und glücklos. Stattdessen fiel der Premier eher durch Sexaffären auf. Aus den Reihen der Oppositionspartei MDC ertönen darum längst Rücktrittsforderungen – sowohl an Mugabe als auch an Tsvangirai. Der „Alte“ dagegen, suspendiert vom Commonwealth und Persona non grata im Westen, reiste im Vorjahr zur Inauguration von Papst Franziskus und zum Begräbnis Nelson Mandelas. Und in dieser Woche flog er wieder nach Singapur, wie das Präsidentschaftsbüro mitteilte – zu einer lange angesetzten Augenoperation, so die offizielle Sprachregelung in Harare.

Am Samstag will er sich aber wieder im Stadion zeigen, um unter seinen Anhängern Kuchen und Festbraten zu verteilen – und hernach bei Kaviar und Champagner zu feiern, wie zu seinem 85. Geburtstag, den er sich angeblich eine halbe Million Dollar kosten ließ.

ZUR PERSON

Robert Mugabe. Seit der Unabhängigkeit der ehemaligen britischen Kolonie Rhodesien (1980) regiert Mugabe Zimbabwe mit eiserner Faust. Galt er zunächst als Galionsfigur für die Transformation des Landes, wurde sein Regime immer mehr von Folter, Einschüchterung und Vertreibung bestimmt. Mugabe leidet offenbar an Prostatakrebs, die Behandlungen finden in Singapur statt. Am Freitag wird der Langzeitherrscher 90 Jahre alt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.02.2014)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.