Saudis erlaubten Gottesdienst für Christen

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Riad ließ erstmals orthodoxe Christen feiern. Der koptisch-orthodoxe Papst-Patriach Tawadros II. bestätigte dem evangelischen Berliner Bischof Dröge, dass die christliche Feier auf saudischem Boden durchgeführt wurde.

Riad/Wien. Der Bau von Kirchen ist genauso verboten wie das Tragen von Kreuzen: In Saudiarabien kann jede öffentliche Glaubensbekundung von Nichtmuslimen bestraft werden. Es ist daher eine kleine Sensation, dass nun erstmals ein christlich-orthodoxer Gottesdienst in der ultrakonservativen Golfmonarchie stattfinden durfte. Der koptisch-orthodoxe Papst-Patriach Tawadros II. bestätigte dem evangelischen Berliner Bischof Markus Dröge während dessen Ägypten-Besuch, dass die christliche Feier auf saudischem Boden tatsächlich durchgeführt wurde. „Das ist ein erfreuliches Ereignis und ein erstes Zeichen wachsender religiöser Toleranz“, erklärte Dröge gegenüber der „Presse“.

Zuvor hatte „MidEast Christian News“ berichtet, dass erstmals eine Kirche in der Golfmonarchie errichtet werden soll. Die Onlinezeitung bezog sich dabei auf ein Treffen zwischen Tawadros II. und dem saudischen Botschafter in Ägypten. Doch nach Angaben Dröges ging es bei der Unterredung nicht um einen Kirchenbau, sondern eben um den Gottesdienst. Der koptische Papst habe sich bei dem saudischen Diplomaten bedankt.

Onlinesuche nach Sündern

Hinter dem ersten Anzeichen einer Öffnung Riads für Christen könnten freilich auch geopolitische Überlegungen stehen: Die Regionalmacht Saudiarabien gilt als engster Verbündeter der Militärherrscher in Kairo, die wiederum ihre Unterstützung – auch – aus Ägyptens koptischer Kirche beziehen. Unter der fehlenden Religionsfreiheit im wahhabitischen Saudiarabien leiden auch hunderttausende Wanderarbeiter aus den Armenhäusern Asiens, wie etwa Katholiken von den Philippinen.

Allzu schnell dürfte sich an ihrer Lage nichts ändern, wie eine Meldung vom Freitag unterstreicht: Demnach sucht die islamische Religionspolizei jetzt auch im Internet nach saudischen „Sündern“. Die Behörde habe in sozialen Netzwerken wie Twitter bereits 735 Konten identifiziert, deren Benutzer durch unmoralisches Verhalten aufgefallen seien. (strei)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.02.2014)

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