"Presse"-Report von der Krim: Als gäbe es keine Kriegserklärung

Krim: Als gebe es keine Kriegserklärung
Krim: Als gebe es keine KriegserklärungReuters
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Mit aller Macht versuchen die Behörden der Krim, Bedenken vor dem russischen Militäreinsatz zu zerstreuen.

Es ist, als wäre nichts passiert. Es ist Samstagabend und gerade eben hat Russland zum Militärangriff gegen die Ukraine geblasen, doch in den Straßen Simferopols ist von Angst und Panik nichts zu spüren. Dabei soll der Einsatz hier stattfinden, auf der Halbinsel Krim. Doch anstatt sich vor Bomben und Granaten in Sicherheit zu bringen, gehen die Bewohner einkaufen und sitzen in Bars. Im Fernsehen berichtet die Wetterdame im knappen Minikleid, dass morgen mit neun Grad plus und Wolken zu rechnen sei.

Der Bürgermeister von Simferopol erklärt den Bürgern von Simferopol, dass die Miliz ganz normal arbeite und die Busse ihren Fahrplan einhielten. „Wir unternehmen alles, damit es Ihnen gut geht."

Mit aller Macht versuchen die Behörden der Krim, Bedenken zu zerstreuen. Während im 800 Kilometer entfernten Kiew von einem "Akt der Aggression" gegen die Ukraine die Rede ist, der Nationale Sicherheitsrat einberufen wird und man noch rätselt, was man der russischen Provokation entgegnen könnte, macht man auf der Krim ganz auf Alltag. Aggression? Hier spricht man höchstens von Hilfeleistung.

Machtübernahme de facto schon geschehen

Für die meisten Bewohner (knapp 60 Prozent sind ethnische Russen) stellt die Ankündigung Vladimir Putins keinen Grund zur Sorge dar. Sie folgen gerne der Lageinterpretation des russischen Präsidenten, der erklärte, russische Soldaten auf der Krim seien notwendig zum Schutz der "eigenen", russischen Bürger. Eine ähnliche Argumentation hat Russland schon 2008 im August-Krieg mit Georgien verwendet.

Sowieso ist die Machtübernahme de facto schon geschehen: Russische Truppenverbände wurden in den Militärbasen auf der Krim verstärkt, neuralgische Gebäude unter die Kontrolle prorussischer Milizen gebracht, die politische Führung ausgewechselt. Die meisten billigen das Treiben. Ein kritischer TV-Sender wurde besetzt. Andere - wie etwa der krimtatarische Sender ATR - fürchten, dass sie bald als nächste dran sind.

„Die Krim gehört zu Russland", riefen prorussische Demonstranten bei ihrer Kundgebung am Samstagnachmittag. Es scheint, als wäre dies bereits der Fall.

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