Israels Orthodoxe müssen zum Heer

Ultra-Orthodoxe mussten bis jetzt nicht zum Heer - das soll sich jetzt ändern.
Ultra-Orthodoxe mussten bis jetzt nicht zum Heer - das soll sich jetzt ändern.(c) REUTERS (FINBARR O´REILLY)
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Das Parlament kippt die Sonderregelungen für tiefreligiöse Juden. Bis jetzt waren diese von der Wehrpflicht ausgenommen.

Israels Heer bekommt bald Verstärkung von ultra-orthodoxen Männern. In einer historischen Entscheidung hat das israelische Parlament die schrittweise Einführung der Wehrpflicht auch für Strenggläubige beschlossen. Für den Antrag der Regierung hätten am Mittwoch 67 der 120 Knesset-Abgeordneten in Jerusalem gestimmt, berichtete die Zeitung "Yedioth Aharonoth".

Vor allem Finanzminister Yair Lapid von der Zukunftspartei hatte sich "die gleiche Verteilung der Lasten" und damit das Ende der Befreiung tiefreligiöser Juden vom Wehrdienst auf die Fahnen geschrieben. Die Opposition aus ultra-orthodoxen sowie linken und liberalen Kräften boykottierte die Debatte und Abstimmung. Die Ultra-Orthodoxen lehnen den Wehrdienst vehement ab.

Der Streit um die Wehrpflicht für alle ist eine der explosivsten Kontroversen der israelischen Geschichte. Die Große Koalition von 2012 ist daran zerbrochen, und das neue Gesetz, das die Frage ein für alle Mal regeln soll, bringt die Ultraorthodoxen erneut auf die Barrikaden. Es gab heftige Proteste strengreligiöser Juden und Drohungen mit Massenauswanderung. Hunderttausende gingen in Jerusalem auf die Straße.

Wut auf religiöse "Drückeberger" wächst

Im Zuge der israelischen Staatsgründung 1948 wurde eine Ausnahmeregelung für jüdische Religionsstudenten vereinbart. Damals waren es etwa 400, die vom Militärdienst befreit wurden, heute ist ihre Zahl nach Schätzungen auf mehr als 60.000 angestiegen. Innerhalb der weltlich ausgerichteten und der national-religiösen Bevölkerung Israels ist die Wut auf die "Drückeberger" groß, die von manchen sogar als "Parasiten" beschimpft werden.

Die Mitte-Rechts-Koalition von Ministerpräsident Benjamin Netanyahu, in der keine religiöse Partei sitzt, hat sich eine gerechtere Verteilung der Wehrpflicht auf die Fahnen geschrieben. Im Bemühen um eine Aufnahme von mehr Ultraorthodoxen in die Armee geht das neue Gesetz mit Zuckerbrot und Peitsche vor. Es sieht vor, dass in einer Übergangsphase bis Juli 2017 jährlich Quoten von mehreren tausend strengreligiösen Rekruten erfüllt werden. Für sie gibt es spezielle Einheiten nur für Männer, die auf ihre besondere Lebensweise zugeschnitten sind.

Heuer sollen zunächst 3800, im Jahr 2015 dann 4500 und 2016 schließlich 5200 strengreligiöse Rekruten eingezogen werden.

(APA/DPA)

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