Italien: Das reiche Vèneto will sich von Rom trennen

(c) APA/EPA/DANIEL DAL ZENNARO (DANIEL DAL ZENNARO)
  • Drucken

Rekordbeteiligung an unverbindlicher Befragung. Das Vèneto ist eine Hochburg der separatistischen Lega Nord.

Treviso/Rom. Eines steht schon fest: Das Resultat des Referendums im norditalienischen Vèneto wird ähnlich ausfallen wie jenes auf der Krim. Denn an der Abstimmung werden sich fast ausschließlich Einwohner beteiligen, die der zentralen Forderung zustimmen – und zwar, „dass das Vèneto eine föderale, unabhängige und souveräne Republik wird“. Zudem können sich die Teilnehmer dazu äußern, ob die „Republik“ in der EU bzw. Nato bleiben und den Euro beibehalten solle. Abgestimmt werden kann im Internet, am Telefon und in Wahllokalen.

Die Beteiligung an der Volksbefragung, die von praktisch allen überregionalen Medien Italiens totgeschwiegen wird, übertrifft schon jetzt die kühnsten Erwartungen der Initiatoren: Bereits am dritten Tag nach dem Beginn am 18. März stimmten über eine Million Einwohner ab. Die meisten über das Internet.

Rechtlich gesehen ist das Referendum, das Freitagabend endet, irrelevant. Politisch ist die Volksbefragung jedoch brisant: Das Vèneto, die reichste und dynamischste Region Italiens, fühlt sich wie der Rest des hoch industrialisierten Nordens von Rom ausgeplündert und ärgert sich über die milliardenschweren Transferzahlungen an den unterentwickelten Süden, wo die Subventionen oft in undurchsichtigen Kanälen verschwinden. Die Wirtschaftskrise trägt dazu bei, den Unmut und den Wunsch nach Autonomie zu verstärken.

Das Vèneto ist eine Hochburg der separatistischen Lega Nord, die auch hinter den Initiatoren steht. Die Lega hat bei den letzten Regionalwahlen ein Rekordergebnis von 30 Prozent der Stimmen erreicht und stellt mit Luca Zaia den Regionalpräsidenten. In dessen Schublade liegt ein Gesetzesentwurf, der wegen des Referendums wieder an Aktualität gewinnen wird: Gefordert wird eine verbindliche Volksbefragung über die Abspaltung von Italien. Das verstößt gegen die in der Verfassung festgeschriebene „Unteilbarkeit der Nation“. Und sorgte deshalb schon für so manchen giftigen Briefwechsel mit Rom.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.03.2014)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.