Die Niederlande begehren gegen Geert Wilders auf

Geert Wilders provoziert gerne. Dieses Mal könnten seine Äußerungen über Marokkaner Konsequenzen haben.
Geert Wilders provoziert gerne. Dieses Mal könnten seine Äußerungen über Marokkaner Konsequenzen haben.(c) APA/EPA/VALERIE KUYPERS
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Geert Wilders, populistischer Parteichef der "Partei für die Freiheit" sieht sich als Opfer. Nach dem Marokkaner-Sager sind auch zwei seiner Abgeordneten aus seiner Fraktion ausgetreten.

Zum ersten Mal seit fast einem Jahrzehnt begehren die Niederländer auf gegen einen der aufstrebenden rechten Politiker des Landes. Der Mann, der dies verursachte, sieht sich aber als Opfer einer "Hetze". "Was die Politik und die Medien nun tun: Das ist Hass schüren und hetzen", sagte Geert Wilders am Freitag in Den Haag. Wilders spielt gerne die Unschuld. Er verstehe die "ganze Aufregung" nicht. "Ich habe doch nur eine Frage gestellt."

"Wollt ihr in dieser Stadt mehr oder weniger Marokkaner?" hatte der 50 Jahre alte Chef der "Partei für die Freiheit" (PVV) seinen Anhängern in einem Lokal in Den Haag am Mittwochabend zugerufen. "Weniger, weniger" schrien diese zurück. 16 Mal. "Das werden wir regeln", antwortete Wilders süffisant.

Seit fast zehn Jahren beherrscht der blonde Politiker die politische Debatte in den Niederlanden. Doch nun dürfte er eine Grenze überschritten haben. Juristen sehen gute Chancen für eine Verurteilung. 2011 war der Politiker noch vom Vorwurf der Hetze freigesprochen worden, da er nur allgemein gegen den Islam agiert hatte. Auch innterparteilich gibt es erstmals Differenzen. Aus Protest gegen die heftige verbale Attacke des gegen Marokkaner sind zwei Abgeordnete aus der Parlaments-Fraktion ausgetreten. Außerdem verließ ein dritter Politiker am Freitag die Fraktion der "Partei für die Freiheit" (PVV) im lokalen Rat von Den Haag.

Unzählbare Strafanzeigen

Die Staatsanwaltschaften können die Strafanzeigen aus dem ganzen Land kaum noch zählen. Parteien wollen Wilders total isolieren, prominente Niederländer und Marokkaner rufen zu Protesten auf. Die jüdische Gemeinschaft fühlt sich an düstere Zeiten während des Zweiten Weltkrieges erinnert. Am Sonntag wird im Fernsehen live ein Protestgottesdienst ausgestrahlt.

Unter starkem politischen Druck distanzierte sich auch der rechtsliberale Ministerpräsident Mark Rutte. Eine Zusammenarbeit mit der Wilders-Partei schließe er aus - vorläufig -, "solange dies die Standpunkte der PVV sind."

Wilders, der Provokateur

Wilders provoziert, sucht bewusst die Grenzen und stellt sich dann selbst als Opfer dar. Diesmal aber sei er zu weit gegangen, meinte der Privatsenders RTL in seinem allerersten Kommentar in 25 Jahren. "Lieber Geert", schrieb die Chefredaktion in einem offenen Brief: "Findest du es verrückt, dass es historische Vergleiche regnet? Nein, natürlich nicht. Du hast sie gesucht, Du hast sie sehr bewusst provoziert. Juden raus. Hitler. Goebbels. Erinnerungen an Deportation."

Die Grenze ist selbst für einige treue Anhänger erreicht. "Dies ist der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte", sagte der Abgeordnete Roland van Vliet. Er trat am Donnerstag demonstrativ aus der PVV-Fraktion aus. Die Wilders-Wähler aber, etwa 10 bis 15 Prozent, halten ihm Umfragen zufolge noch die Treue. Für die bisher schweigende Mehrheit allerdings scheint das Maß voll zu sein.

(APA/dpa)

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