Australischer Ex-Premier warnt in Wien vor Atomkrieg

KONFERENZ 'INTERFAITH DIALOGUE - GLOBAL ETHICS IN DECISION-MAKING': FRASER / VRANITZKY
KONFERENZ 'INTERFAITH DIALOGUE - GLOBAL ETHICS IN DECISION-MAKING': FRASER / VRANITZKYAPA/GEORG HOCHMUTH
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Malcolm Fraser kritisiert zudem den "american exceptionalism" und das Verlegen von Nato-Truppen an die ukrainische Grenze.

Der australische Ex-Premier Malcolm Fraser hat vor einem Atomkrieg gewarnt und eine Überarbeitung des "unwirksamen" Atomwaffensperrvertrags (NPT) gefordert. "Ein regionaler Atomkrieg kann nicht als 'leere Spekulation' abgetan werden", sagte Fraser am Mittwoch bei einem Treffen ehemaligen Staats- und Regierungschefs in Wien. Kritik übte er an der Politik der NATO im Ukraine-Konflikt.

Mit dem Ende des Kalten Krieges habe auch ein bis dahin global existierendes "unsicheres Gleichgewicht" ein Ende gefunden, erklärte Fraser, der von 1975-1983 australischer Premier der konservativen Liberal Party war. Heute würden neun Staaten über Atomwaffen verfügen, der Atomwaffensperrvertrag sei "nicht wirksam": Die Nuklearmächte würden ihre Atomwaffen nicht zerstören, immer mehr Staaten seien in der Lage atomwaffenfähiges Material zu produzieren und mehr Nuklearwaffen denn je zuvor würden auf hoher Alarmstufe bereit gehalten.

Daher sei ein "neuer, rechtlich bindender Atomwaffensperrvertrag" nötig, forderte der 83-jährige. "Alle Staaten müssen der Arbeit daran höchste Priorität einräumen."

Kritik an USA

Kritik übte Fraser auch am "american exceptionalism", der eine Sonderstellung der USA im globalen Machtgefüge propagiert. Sich selbst als Ausnahme zu begreifen, trage nicht zum Frieden in der Welt bei. Denn dann fehle das Verständnis für den anderen und dieses Verständnis sei die Voraussetzung dafür, zu erkennen, welche Forderungen der Gegenseite "angemessen" seien, so der Ex-Premier. "Beide Seiten müssen mit dem Gefühl weggehen, etwas erreicht zu haben."

Die Verlegung von Nato-Truppen an die Grenze zur Ukraine sei ein "schwerwiegender Fehler" gewesen, sagt Fraser: "Stattdessen hätte man sich so verhalten sollen, dass Russland bewusst wird, dass man es als echten Partner akzeptiert. Zuvor hatte bereits der deutsche Altkanzler Helmut Schmidt in einem "Zeit"-Beitrag Sanktionen des Westens gegen Russland als dummes Zeug bezeichnet.

Schmidt und Fraser diskutieren am Mittwoch und Donnerstag gemeinsam mit anderen "Elder Statesmen", wie dem früheren französischen Präsidenten Valery Giscard d'Estaing (88) und Kanadas Ex-Premier Jean Chretien (80), und Vertretern der Weltregionen über "Ethische Prinzipien im politischen Handeln". Geleitet wird das Treffen vom früheren SPÖ-Bundeskanzler Franz Vranitzky (76).

(APA/AFP)

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