Senatsbericht: CIA hat über Nutzen von Folter gelogen

Aktivisten bei einer Protest-Aktion gegen Folter
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Die Verhörmethoden der CIA waren offenbar noch brutaler, als bisher bekannt. Und der Geheimdienst dürfte systematisch den Nutzen dieser Methoden aufgebauscht haben, wie aus einem Bericht des US-Senats hervorgeht.

Der US-Geheimdienst CIA hat offenbar jahrelang und konsequent die US-Regierung und den Kongress über sein Folterprogramm - offizieller Terminus: "erweiterte Verhörmethoden" - belogen, und dies gleich in mehreren wichtigen Aspekten. Dies geht aus einem soeben fertiggestellten, unter Geheimhaltung stehenden Bericht des US-Senats hervor, dessen Inhalt in Auszügen an die Zeitung "Washington Post" durchgesickert ist.

Der wichtigste Punkt: Die CIA dürfte den Nutzen ihrer umstrittenen Verhörmethoden (das Programm wurde unter Präsident George W. Bush nach den Anschlägen vom 11. September 2001 gestartet) systematisch aufgebauscht haben: Die CIA habe gegenüber dem Justizministerium und dem Kongress geltend gemacht, dass sie dadurch einzigartige, nicht auf andere Weise zu erlangende Erkenntnisse gesammelt habe, die geholfen hätten, terroristische Verschwörungen aufzudecken und dadurch die Leben tausender Menschen gerettet hättten, zitiert die Zeitung eine Quelle aus der US-Regierung, die mit dem Bericht vertraut ist. Der Informant zieht das vernichtende Fazit: "Hat das gestimmt? Die Antwort ist: Nein."

Die von Befürworten der Foltermethoden in US-Regierung und Geheimdienst immer wieder angeführte Haupt-Argumentationslinie zur Rechtfertigung für die umstrittenen Verhörmethoden bricht damit völlig in sich zusammen.

83 Mal Waterboarding unterzogen

Referiert wird etwa das Beispiel des al-Qaida-Terroristen Abu Zubaida. Der sei zuerst in einem Spital in Pakistan verhört worden und habe bei diesen - offenbar normal abgelaufenen - Befragungen alle seine wichtigen Informationen zu konkreten Terror-Bedrohungen preisgegeben. Später wurde Abzu Zubaida der CIA überstellt, die ihn gezählte 83 Mal dem "Waterboarding" unterzieht, einer Foltermethode, bei der Ertrinken simuliert wird. Später, so eine Quelle der "Washington Post", habe die CIA es fälschlicherweise so dargestellt, als seien die relevanten Informationen erst unter Gebrauch ihrer "erweiterten Verhörmethoden" zutage gefördert worden.

Für den 6300-Seiten-Bericht, der in seinem dritten Abschnitt offenbar nahezu alle Fälle der geheimen CIA-Gefangenen seit Beginn des Programms 2001 detailliert schildert, gilt vorerst strikte Geheimhaltung. Es wird allerdings erwartet, dass der Geheimdienst-Ausschuss des Senats am Donnerstag beschließt, US-Präsident Barack Obama eine 400-seitige Zusammenfassung zwecks Freigabe zu übermitteln. Auch dann könnte es allerdings noch Monate dauern, bis diese Passagen der Öffentlichkeit zugänglich sind.

CIA-Leuten waren Methoden zu brutal

Verstörend sind offenbar auch einige Abschnitte des Berichts, aus denen hervorgeht, dass die Verhörmethoden der CIA offenbar noch brutaler waren, als bisher angenommen. So wird der Fall von Ali Badul Aziz Ali geschildert, Neffe des ebenfalls gefolterten 9/11-Masterminds Khalid Sheikh Mohammed, dessen Kopf während des Verhörs immer wieder in Eiswasser getaucht und gegen eine Wand geschleudert worden sei. Dies habe sich in einer Verhöreinrichtung der CIA mit dem Namen "Salzgrube" in der Nähe der afghanischen Hauptstadt Kabul abgespielt.

Ein anderes geheimes CIA-Gefängnis hat sich in Thailand befunden. In diesem Fall gab es offenbar auch innerhalb des Geheimdienstes Meinungsverschiedenheiten über die umstrittenen Verhörmethoden: Einige CIA-Leute hätten sich von dem Ort wieder versetzen lassen, wegen der brutalen Methoden, die dort angewandt worden seien.

>>> Zum Bericht der "Washington Post"

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