Nato: Russland könnte innerhalb von 12 Stunden angreifen

BELGIUM NATO MEETING
BELGIUM NATO MEETING APA/EPA/OLIVIER HOSLET
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Die "sehr großen, gut ausgerüsteten Einheiten" an der Grenze könnten die Ukraine binnen weniger Tage überrennen, warnt General Breedlove.

Die im Grenzgebiet zur Ukraine stationierten russischen Truppen stellen nach den Worten von Nato-General Philip Breedlove eine unmittelbare Gefahr dar. Die rund 40.000 Soldaten könnten innerhalb von zwölf Stunden angreifen "und sie könnten ihre Ziele in drei bis fünf Tagen erreichen", sagte er der "New York Times". Es handle sich um "sehr große, gut ausgerüstete Einheiten", fügte der Kommandant der Nato-Truppen in Europa hinzu. "Ich denke, sie haben alle Möglichkeiten und sie können jede Entscheidung treffen, die sie wollen."

Nato-General Breedlove äußerte Zweifel an der Ankündigung Moskaus, die Soldaten aus dem Grenzgebiet zurückzuziehen. Zwar bewege sich ein Bataillon von 400 bis 500 Mann, "aber wir können nicht bestätigen, dass es das Schlachtfeld verlässt". Bereits zuvor hatte Breedlove erklärt, die Lage sei "unglaublich besorgniserregend".

Auch Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen warnte Moskau vor einem Vorrücken russischer Truppen in den Osten der Ukraine. "Falls Russland in der Ukraine weiter einzugreifen versucht, dann zögere ich nicht, das einen historischen Fehler zu nennen", sagte Rasmussen. Er sei "ernsthaft besorgt" über die russische Truppenpräsenz an der Grenze zur Ukraine. Russland wolle "eine russische Einflusssphäre wiederherstellen, die sich über den gesamten früheren sowjetischen Raum erstreckt", kritisierte er weiter.

Die russische Regierung kündigte am Donnerstag erneut den Truppenabbzug an. Die Soldaten würden in ihre Kasernen zurückkehren, sobald die derzeitigen Manöver beendet seien, sagte Außenminister Sergej Lawrow. Zugleich forderte er von der NATO Informationen über die militärischen Aktivitäten des Verteidigungsbündnisses in Osteuropa.

Bekannt wurde am Donnerstag jedenfalls, dass die USA weitere 175 Marinesoldaten in die Militärbasis Mihail Kogalniceanu nahe Constanta an der rumänischen Schwarzmeerküste entsenden. Anfang der Woche hatten sich die USA mit Rumänien im Rahmen ihrer NATO-Partnerschaft auf die Stationierung von bis zu 600 zusätzlichen Soldaten geeinigt.

Der ukrainische Übergangspräsident Alexander Turtschinow sagte laut der russischen Nachrichtenagentur Itar-Tass, die Situation an der Grenze sei stabil, "aber die Bedrohung bleibt".

Rasmussen warnt vor "historischem Fehler"

Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen warnte Moskau bereits am Mittwoch vor einem Vorrücken russischer Truppen in den Osten der Ukraine. "Falls Russland in der Ukraine weiter einzugreifen versucht, dann zögere ich nicht, das einen historischen Fehler zu nennen", sagte Rasmussen. Er sei "ernsthaft besorgt" über die russische Truppenpräsenz an der Grenze zur Ukraine. Russland wolle "eine russische Einflusssphäre wiederherstellen, die sich über den gesamten früheren sowjetischen Raum erstreckt", kritisierte er weiter.

In Kiew wurde unterdessen die Aufarbeitung der blutigen Vorfälle während der pro-europäischen Proteste auf dem Unabhängigkeitsplatz (Maidan) im Februar fortgesetzt. Sechs Wochen nach dem Tod von rund 100 Demonstranten nahmen Behörden zwölf Verdächtige wegen des Verdachts auf Massenmord fest. Bei den Personen soll es sich um Mitglieder einer bewaffneten Spezialeinheit der inzwischen aufgelösten Sonderpolizei Berkut (Steinadler) handeln. Die Todesschüsse wurden laut einem am Donnerstag vorgelegten Zwischenbericht von dem inzwischen entmachteten und pro-russischen Präsidenten Viktor Janukowitsch angeordnet.

Situation in den Krankenhäusern "Tragödie"

Angesichts der Krise im Land zeigt sich die Umweltorganisation Global 2000 alarmiert: Die Situation in Krankenhäusern und Kindereinrichtungen, vor allem in der Ostukraine, sei eine "Tragödie", so der Leiter des Global 2000-Hilfsprojekts Tschernobyl-Kinder, Christoph Otto, am Donnerstag in einer Aussendung. Der Tagsatz für die Ernährung der Kinder sei auf umgerechnet 22 Euro-Cent heruntergesetzt worden. "Für Medikamente, Hygieneartikel, Schreibwaren, Waschmittel oder Reparaturen ist derzeit überhaupt kein Budget mehr vorhanden, weder für die städtischen noch für die staatlichen Kinderinstitutionen", erklärte Otto.

Auch die Lage in Krankenhäusern sei höchst prekär. Aufgrund der fehlenden Versorgung wachse die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankungswelle sowie einer Seuchengefahr. Global 2000 setzt sich seit 18 Jahren für die Opfer der Atomkatastrophe von Tschernobyl ein und unterstützt dabei Krankenhäuser, Waisenheime und Schulinternate mit Medikamenten und medizinischen Geräten, Hilfsgütern und Trinkwasser-Aufbereitungsanlagen.

(APA/dpa/Red.)

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