Moskau wirft Ukraine Verstoß der Genfer Vereinbarung vor

Wjatscheslaw Ponomarew (re.) will den Beweis gefunden haben, das ultranationalistische Kräfte bei den Schüssen in Slawjansk ihre Hände im Spiel hatten.
Wjatscheslaw Ponomarew (re.) will den Beweis gefunden haben, das ultranationalistische Kräfte bei den Schüssen in Slawjansk ihre Hände im Spiel hatten.(c) REUTERS
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US-Vizepräsident Joe Biden reist nach Kiev. Nach den Schüssen von Slawjansk herrscht Verwirrung. Eine Visitenkarte sorgt für Spott.

Neue Gewalt im Osten der Ukraine trübt die Hoffnungen auf eine friedliche Lösung der Krise. Russland reagierte empört auf tödliche Schüsse, die am Ostersonntag auf einem Stützpunkt pro-russischer Separatisten fielen. Das Außenministerium in Moskau warf der Ukraine einen Verstoß gegen die Genfer Vereinbarung zur Entschärfung des Konflikts vor.

Unklar blieb zunächst, wie viele Menschen bei dem Gefecht starben und wer dafür verantwortlich ist. Der Schusswechsel ereignete sich an einer provisorischen Kontrollstelle nahe der ostukrainischen Stadt Slawjansk, die von Separatisten kontrolliert wird. Nach Angaben der ukrainischen Behörden kamen mindestens zwei Menschen ums Leben. Die Polizei teilte auf der Internetseite des Innenministeriums mit, dass es außerdem drei Verletzte gegeben habe. Hintergrund sei ein Zusammenstoß zweier Gruppen von Zivilisten. Die Separatisten und das russische Außenministerium sprachen dagegen von einem Angriff bewaffneter ukrainischer Nationalisten. Diese bestritten energisch jede Beteiligung. Ein Sprecher sagte, vielmehr steckten russische Spezialkräfte hinter dem Überfall.

Biden reist nach Kiew

Auf diplomatischer Ebene steht am Ostermontag ein Besuch von US-Vizepräsident Joe Biden in Kiew an. Wie das Weiße Haus am späten Sonntagabend mitteilte, werde Biden am Dienstag Gespräche mit Übergangspräsident Alexander Turtschinow und Ministerpräsident Arseni Jazenjuk führen. Außerdem sei ein Treffen mit Parlamentsabgeordneten geplant.

Biden werde die internationalen Anstrengungen zur Stabilisierung und Stärkung der ukrainischen Wirtschaft diskutieren, hieß es. Auch die Frage, wie die Energieversorgung der Ukraine kurz- und langfristig verbessert werden kann, soll erörtert werden.

Spott für Visitenkarte

Eine Visitenkarte, die die Verwicklung der rechtsradikalen Gruppe Prawy Sektor in die tödliche Schießerei belegen soll, ist im Internet hingegen rasch zum Gegenstand des Spotts geworden.

Zahlreiche Ukrainer machten sich lustig über die Behauptung des pro-russischen Anführers Wjatscheslaw Ponomarew, die schwarz-rote Visitenkarte beweise, dass ultranationalistische Paramilitärs für den Vorfall verantwortlich waren, bei dem am Sonntagmorgen nahe der Stadt Slawjansk mindestens zwei prorussische Milizionäre getötet worden waren.

"Jaroschs Visitenkarte"

Laut Ponomarew, der sich selbst als "Bürgermeister" von Slawjansk bezeichnet, gehörte die Karte dem Prawy-Sektor-Führer Dmitro Jarosch und wurde in einem ausgebrannten Auto nahe dem Angriffsort gefunden. Viele Ukrainer fanden es jedoch schwer, darin einen Beweis für die Verwicklung der umstrittenen paramilitärischen Gruppierung zu sehen. Binnen Stunden tauchten im Internet Fotomontagen mit der Karte auf, die etwa die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel zeigten, wie sie auf die Karte wies, die aus der oberen Tasche des russischen Präsidenten Wladimir Putin lugte.

Zudem wurde bei Twitter der Hashtag "Jaroschs Visitenkarte" rasch zum Hit. Unter den Tweets waren etwa "Jaroschs Visitenkarte am Ort der Kreuzigung Christi gefunden" oder "US-Spezialkräfte fanden Jaroschs Visitenkarte bei Ermordung von Osama bin Laden".

Der US-Fernsehsender CNN rief zudem die Nummer auf der Visitenkarte an, erreichte aber nur eine überraschte Frau, die versicherte, mit Prawy Sektor nichts zu tun zu haben. Ein Sprecher der Gruppe sagte, die Vorwürfe seien "schlimmere Propaganda als in Nazi-Deutschland".

(APA/AFP/dpa)

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