Washington rügt Darabos: Kritik am US-Raketenschild "nicht hilfreich"

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Nach seiner offenen Kritik am US-Raketenabwehrsystem in Osteuropa muss Verteidigungsminister Darabos selbst Kritik einstecken.

Die US-Regierung weist die Kritik am geplanten Raketenschild in Europa zurück. Verteidigungsminister Darabos hatte im "Presse"-Interview die US-Raketenabwehr als "Provokation" bezeichnet und ein Heraufbeschwören des Kalten Kriegs befürchtet. Gonzalo Gallegos, ein Sprecher des US-Außenministeriums kontert: "Solche Kommentare sind nicht hilfreich. Wir haben mit einem neuen strategischen Umfeld zu tun, das ein Denken jenseits des Kalten Krieges erfordert".

"Wir waren mit unseren EU- und NATO-Alliierten in dieser Hinsicht offen und transparent, und werden das auch weiterhin bleiben. Wir besprechen den Schutz vor Raketen mit den Russen", sagte Gallegos weiter.

Darabos: Natürlich ist der Iran ein Risiko

Darabos habe in dem Interview die "sicherheitspolitische Sinnhaftigkeit des Raketenabwehrsystems" hinterfragt, reagierte ein Sprecher des Ministers auf die Medienmeldung über die US-Reaktion auf Darabos' Worte. "Natürlich können Langstreckenraketen im Iran ein Risiko bedeuten, aber es stellt sich die Frage, ob ein Raketenabwehrsystem die geeignete Anwort darauf ist", betonte der Sprecher.

Rückendeckung von Einem 

Rückendeckung für Darabos kommt von Caspar Einem, außenpolitischer Sprecher der SPÖ: "Es ist nicht die Aufgabe des österreichischen Verteidigungsministers, 'hilfreich' zu sein, wenn das Abrüstungsgleichgewicht, das bisher für Europas Sicherheit hauptverantwortlich war, durch einseitige Maßnahmen gestört wird", erklärt Einem in einer Aussendung.

Murauer ortet "Dilettieren" 

VP-Wehrsprecher Walter Murauer forderte indes Darabos auf, das "gefährliche Dilettieren" zu beenden und aufzuhören, als Vertreter eines neutralen Landes "der NATO Ratschläge" zu erteilen.

Darabos' Vorgänger im Verteidigungsministerium, Innenminister Günther Platter (V), wollte sich am Donnerstag gegenüber der APA indes nicht offen auf Murauers Seite schlagen. Das Raketenabwehrsystem der USA in Osteuropa sei "ein sehr sensibles Thema, das gründlich und genau beurteilt werden muss". Es müsste aber in Europa darüber diskutiert werden.

(Ag./Red.)

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