CSU kürt Günther Beckstein zum desiginierten Ministerpräsidenten

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Beckstein erhält mehr als 96 Prozent der Stimmen. Landrätin Gabriele Pauli sorgt für Eklat bei Parteitag.


Die bayerischen Christsozialen (CSU) haben am Samstag erwartungsgemäß Günther Beckstein zum Spitzenkandidaten für die Landtagswahl 2008 gewählt. Der designierte bayerische Ministerpräsident erhielt 96,6 Prozent der Delegiertenstimmen. Mit Spannung wurde die Kür des neuen CSU-Parteichefs erwartet, bei der es eine Kampfabstimmung zwischen Bayerns Wirtschaftsminister Erwin Huber, dem deutschen Landwirtschaftsminister Horst Seehofer und der Fürther Landrätin Gabriele Pauli geben wird. Beim Parteitag werden nach dem Abgang des langjährigen Partei- und Regierungschefs Edmund Stoiber die Weichen in der CSU neu gestellt.Pauli sorgte kurz vor der Kür Becksteins für einen Eklat auf dem Parteitag. Sie forderte eine Entschuldigung, weil er sie in einem Interview als "Fall für den Psychiater" diffamiert habe. Dies nehme sie nicht hin, sagte sie vor den Delegierten. Als sich niemand zu Wort meldete, startete die Tagungsleitung die Abstimmung. Als Beckstein Pauli am Rand des Parteitages persönlich ansprechen wollte, wies sie seine ausgestreckte Hand zurück und ließ ihn stehen. So könne man in einer demokratischen Partei nicht miteinander umgehen, sagte sie vor Journalisten. Beckstein versicherte: "Ich habe nicht gesagt, dass sie ein Fall für den Psychiater ist." Er habe lediglich gesagt, ihr Verhalten sei "psychologisch zu erklären, oder manche sagen boshaft: psychiatrisch."

Beckstein wertete die Wahl mit 906 von 938 Stimmen als "Rückenwind nach stürmischer Zeit". In einer kurzen Dankesrede versicherte er, der Wechsel bedeute "weder Bruch noch Umbruch", aber "es wird andere Akzente geben". Stoiber hinterlasse "große Schuhe", räumte der langjährige bayerische Innenminister ein. Er wies darauf hin, dass Stoiber bei Wahlen erfolgreicher gewesen sei als der legendäre CSU-Chef Franz-Josef Strauß.

Zu Pauli sagte Beckstein, dass er sie keineswegs herabwürdigen wolle, auch wenn er einige ihrer jüngsten Forderungen für völlig unverständlich halte. Pauli hatte sich für eine Befristung von Ehen auf sieben Jahre ausgesprochen, was in der traditionell konservativen Partei für große Aufregung gesorgt hatte. Pauli sagte, sie sei nach Stoibers Rücktritt als Königsmörderin bezeichnet und man habe ihr nach 18 Jahren als CSU-Landrätin den Parteiaustritt nahe gelegt.

Nach der Wahl Becksteins wandte sich Stoiber ein letztes Mal als CSU-Parteichef an die Delegierten. Er verabschiede sich "mit Dankbarkeit und mit Stolz". In ganz Europa gebe es keine Partei, die stärker als die CSU sei, betonte Stoiber. "Alle Ämter sind Ämter auf Zeit", spielte er auf seinen nicht ganz freiwilligen Abgang an. "Am Ende sind wir für die Menschen da, und nicht die Partei ist für uns da." Er versprach, sich nicht in die Politik seiner Nachfolger einmischen zu wollen.

Die Kampfabstimmung um den CSU-Vorsitz war für Mittag angesetzt. Beckstein unterstützt Huber, gab aber in seiner mit Ovationen bedachten Rede keine Empfehlung ab. Auch Stoiber wollte nicht verraten, wen er zu seinem Nachfolger wählen wird. Die beiden Favoriten gingen zuversichtlich in die Wahl. "Ich gehe 'rein in dem Gefühl, dass ich eine gute Chance habe", sagte Huber zu Beginn des Parteitags. CSU-Vize Horst Seehofer sagte über seine Chancen: "Schau'n mer mal." Die krasse Außenseiterin Pauli sagte, sie gehe "mit sehr viel Gelassenheit und Freude" in die Abstimmung. (APA)

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