Die ungeliebten Kandidaten der Republikaner

AP (Cheryl Senter)
  • Drucken

Vorwahl. Die Parteigänger können sich für keinen der Bewerber wirklich begeistern.

Washington. Mitt Romney ist Mormone; Rudy Giuliani war mehrmals verheiratet; Fred Thompson war nur ein Idealkandidat, so lange er nicht kandidierte; und der jüngste Silberstreif am Horizont, Mike Huckabee, hat eine äußert bewegte Vergangenheit. Fragt man republikanische Parteimitglieder, welcher Kandidat ihnen am besten gefällt, antworten 50 bis 60 Prozent mit „Keiner der Genannten“.

Zweieinhalb Wochen vor Beginn der Vorwahlen wissen 76 Prozent der Republikaner noch immer nicht, welchem Kandidaten sie ihre Stimme geben sollen. Zwar führt New Yorks ehemaliger Bürgermeister Giuliani alle nationalen Umfragen an. Romney, der einstige Gouverneur von Massachusetts, hat dafür das meiste Geld zur Verfügung.

Blickt man jedoch nach Iowa, wo am 3. Jänner die erste Parteiversammlung stattfindet, dann liegt ausgerechnet der bisher weitgehend unbeachtet gebliebene Huckabee an erster Stelle. Der frühere Gouverneur von Arkansas war bisher vor allem dafür bekannt, 50 Kilogramm abgenommen zu haben. Jetzt ist er plötzlich ein politisches Schwergewicht.

Wie lange noch, das ist freilich fraglich. Die Sternschnuppe, die momentan alles überstrahlt, könnte schnell verglühen. Denn kaum haben die Medien angefangen, in Huckabees Vergangenheit zu wühlen, sind sie schon auf Dreck gestoßen. Etwa auf umfangreiche Geschenkannahmen als Gouverneur und daraus folgende Beförderungen oder die Begnadigung eines Vergewaltigers, der nach seiner Freilassung jemanden tötete (ein ähnlicher Fall vernichtete 1988 die Kandidatur von Michael Dukakis). Und sie stießen auf Aussagen, man solle Aids-Kranke in Quarantäne stecken, und die Forderung, die Sanktionen gegen das kommunistische Kuba zu beenden – undenkbar für Republikaner. Huckabee profitiert vor allem von der sehr gut organisierten christlichen Rechten, die in dem ehemaligen Prediger einen würdigen Kandidaten sieht: Der Ex-Gouverneur lehnt die Evolutionstheorie ab und erklärt, Gott habe die Welt erschaffen. Er ist gegen mehr Rechte für homosexuelle Paare, gegen die Abtreibung und für freien Waffenbesitz.

Thompson enttäuschte

Zudem hebe er sich von den etablierten Kandidaten ab und stehe für eine neue Politik, meint der Politologe Chuck Todd. „75 Prozent der Bevölkerung sind mit der derzeitigen Politik des Landes nicht zufrieden. Darunter sind viele Republikaner. Den Wechsel symbolisiert aber keiner der großen Kandidaten. Einzig Huckabee kommt dem Wunsch nach einer neuen Politik nahe.“

Doch weit über Iowa reichen die Ressourcen Huckabees derzeit nicht hinaus. Zwar hat er sich in den nationalen Umfragen auf Rang zwei (nach Giuliani) vorgearbeitet, in New Hampshire, wo nur wenige Tage nach Iowa gewählt wird, liegt er aber weiter an vierter Stelle. Hier führt Romney vor Senator John McCain und Giuliani. Fred Thompson, der Schauspieler und Ex-Senator, in den viele Republikaner große Hoffnungen gesetzt hatten und der erst im Sommer in das Rennen einstieg, hat bisher enttäuscht. Er zeige zu wenig Energie und sei leidenschaftslos, so die Kritik. US-weit lag er lange an zweiter Stelle, jetzt ist er auf Platz vier abgerutscht.

„Bei einer Wahl geht es darum, besser zu sein als der andere“, meint ein republikanischer Parteistratege. „Alles, was einer unserer Kandidaten derzeit erreichen muss, ist schlicht, nicht so unbeliebt zu sein wie die anderen.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.12.2007)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.