Rebellen im Tschad starten Offensive

(c) EPA (Stephen Morrison)
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Untergrundkämpfer rücken östlich der Hauptstadt N'Djamena vor. Bei der österreichischen Tschad-Truppe sieht man jedoch keinen Grund zur Sorge.

N'DJAMENA/WIEN (Reuters, w.s). Nur wenige Tage nach Beginn der EU-Mission im Tschad haben die Rebellen des afrikanischen Landes offenbar eine neue Offensive gestartet. „Rebellen haben die Stadt Ati passiert und westlich davon Halt gemacht. Eine Kolonne der tschadischen Armee marschiert ihnen entgegen“, zitierte die Nachrichtenagentur Reuters am Donnerstag Sicherheitskreise in Tschads Hauptstadt N'Djamena.

Ati liegt etwa 250 Kilometer östlich der Hauptstadt – mitten auf dem Hauptverbindungsweg zwischen N'Djamena und der Stadt Abéché im Osten des Landes. Derzeit sammeln sich die Soldaten der EU-Truppe Eufor, darunter ein Bundesheer-Vorauskommando, in N'Djamena. In einigen Wochen soll die gesamte Truppe nach Abéché verlegt werden, wo die Eufor derzeit eine Basis für den Einsatz im Osten des Landes errichtet.

Den Rebellen ist es offenbar auch gelungen, die Stadt Oum Hadjer, etwas östlich von Ati, zu besetzen. Das ließ die Regierung des Tschad am Mittwoch über das Staatsfernsehen verlauten. Ein Sprecher der Rebellen bestätigte diese Angaben: „Wir marschieren Richtung N'Djamena.“ Die Armee zog Truppen zusammen, um die Hauptstadt zu sichern. Noch ist N'Djamena fest in den Händen der Regierungstruppen. Beobachter glauben derzeit nicht, dass die Rebellen eine Gefahr für die Hauptstadt darstellen könnten.

Luftangriffe auf Guerilleros

Bei der österreichischen Tschad-Truppe sieht man wegen der jüngsten Entwicklung jedenfalls keinen Grund zur Sorge: „Wir sind über die Kämpfe mit den Rebellen sehr genau informiert“, meint der Pressesprecher der Truppe, Major Wolfgang Schneider, zur „Presse“. „Wir beurteilen die Lage laufend gemeinsam mit unseren europäischen Partnern.“

Die Untergrundkämpfer hatten in den vergangenen Wochen ihre Aktivitäten verstärkt. Erst vor einigen Tagen griff Tschads Luftwaffe Rebellenstützpunkte nahe der Stadt Adré im äußersten Osten des Landes an. Die Guerrilleros kämpfen schon seit Jahren gegen Tschads Machthaber Idriss Déby. Dabei werden sie vom Nachbarland Sudan unterstützt. Der Tschad wiederum hilft jenen Rebellen, die in der westsudanesischen Region Darfur Krieg gegen Sudans Zentralregierung führen.

Tschads Präsident erhält bei seinem Kampf gegen die Rebellen Rückendeckung von Paris. Frankreich stellt aber auch das Gros der Eufor-Einheiten. Deshalb waren Bedenken laut geworden, die Rebellen könnten die gesamte EU-Truppe als Feind betrachten.

Im Mandat, das die Eufor vom UN-Sicherheitsrat erhalten hat, ist von einem Kampf gegen die Rebellen freilich keine Rede. Die EU-Soldaten – darunter 160 Österreicher – sollen Flüchtlingslager im Osten des Landes schützen.

„Von Franzosen unterscheiden“

Das Vorauskommando der Österreicher hat nun in N'Djamena begonnen, alles für die Ankunft des österreichischen Kontingents vorzubereiten. „Die österreichischen Soldaten müssen vor allem darauf achten, sich von den Franzosen zu unterscheiden.“ Diesen Rat gibt Dominique Gassauer im Gespräch mit „Presse“. Gassauer hatte vergangenes Jahr für eine französische NGO im Tschad gearbeitet. Die Österreicher sollten „mehr kulturelle Sensibilität“ als die Franzosen an den Tag legen. So seien etwa französische Soldaten in kurzen Hosen unterwegs – eine Provokation in einem muslimischen Land wie dem Tschad.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.02.2008)

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