Tschad: Bundesheer-Flieger musste umkehren

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Die Rebellen kämpfen sich weiter an die Hauptstadt heran. Der Aufmarsch der EU-Truppe wird dadurch massiv behindert.

WIEN/PARIS.Die Gefechte zwischen Rebellen und Regierungstruppen rücken immer näher an Tschads Hauptstadt N'Djamena heran. Ein hoher Armeeoffizier des Tschad berichtete am Freitag der Nachrichtenagentur Reuters von Kämpfen bei Massakory, einer Stadt nur 150 Kilometer nordöstlich von N'Djamena.

Die Rebellen drohen mit einem Sturm auf N'Djamena, die Streitkräfte des tschadischen Machthabers Idriss Déby haben einen Verteidigungsring rund um die Hauptstadt gezogen.

Die neuen Kämpfe behindern den Aufmarsch der EU-Truppe Eufor, die im Osten des Landes Flüchtlingslager schützen soll. An der Mission werden auch 160 österreichische Soldaten teilnehmen. Ein EU-Sprecher in Brüssel gab am Freitag bekannt, dass wegen der unruhigen Lage Eufor-Flüge in den Tschad abgesagt worden seien, darunter auch einer des Bundesheeres.

Frankreich verstärkt Truppen

„Unsere Transportmaschine ist wie geplant in der libyschen Hauptstadt Tripolis zum Auftanken zwischengelandet. Dann erhielt sie aber keine Genehmigung zum Weiterflug in den Tschad“, bestätigte am Freitag der Sprecher des österreichischen Tschad-Kontingents, Major Wolfgang Schneider, der „Presse“. Die mit Ausrüstung vollgepackte Maschine werde voraussichtlich nun zunächst wieder nach Österreich zurückkehren.

Ein Vorauskommando der österreichischen Tschad-Truppe befindet sich bereits seit Donnerstag in N'Djamena. „Die Soldaten sind derzeit in einer festen Unterkunft mitten in der Stadt untergebracht. Für sie besteht keine aktuelle direkte Bedrohung“, versicherte Major Schneider.

BZÖ, FPÖ und Grüne forderten am Freitag von der Regierung den sofortigen Abbruch des Tschad-Einsatzes.

Frankreich, die Schutzmacht des tschadischen Regimes, reagierte auf eine Rebellenoffensive mit einer Verstärkung der tausend Soldaten, die bereits in N'Djamena stationiert sind. 126 Mann wurden aus Libreville in Gabun in den Tschad verlegt. Eine weitere Kompanie sei – für den Notfall – marschbereit, berichtete die Pariser Zeitung „Le Figaro“. Die zusätzlich entsandten Soldaten sollen für den Schutz französischer Staatsbürger im Tschad sorgen.

Hilfe für den Machthaber

„Es handelt sich um eine reine Vorsichtsmaßnahme“, erklärte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums. Die französische Botschaft in N'Djamena hat eine Schule geschlossen und die französischen Staatsbürger ersucht, die Hauptstadt nach Möglichkeit nicht zu verlassen.

Die Verstärkung der französischen Truppenpräsenz ist als unzweideutige Warnung an die Rebellen zu verstehen. In der Vergangenheit hatten die französischen Truppen den Regierungseinheiten im Kampf gegen die Aufständischen logistische Hilfe geleistet und mit Aufklärungsflügen nachrichtendienstlich geholfen.

Die neue Offensive der Rebellen stellt aus französischer Sicht auch eine unzulässige Bedrohung für die Eufor dar. Die vom Sudan unterstützten Rebellen gefährdeten die EU-Mission, die unter anderem für den Schutz von Menschen sorgen sollen, die aus Sudans Krisenregion Darfur fliehen mussten, heißt es in Paris.

Drohungen gegen Eufor

Die Eufor-Truppe soll aus fast 4000 Soldaten bestehen. An ihr beteiligen sich 14 europäischen Staaten. Die Truppe steht unter dem Kommando des irischen Generals Pat Nash und sollte in den kommenden Wochen im Osten des Tschads stationiert werden. Eine der Rebellenorganisationen hatte im November 2007 Frankreich den „Krieg erklärt“ und die Eufor für den Fall bedroht, dass sie sich in die „inneren Angelegenheiten“ des Tschads einmischen sollte.

AUF EINEN BLICK

Rebellen, die gegen Tschads Machthaber Idriss Déby kämpfen, haben eine neue Offensive gestartet. Sie drohen mit einem Einmarsch in der Hauptstadt N'Djamena.

Die Kämpfe behindern den Aufmarsch der EU-Truppe Eufor. Diese soll Flüchtlinge im Osten des Tschad schützen und will sich nicht in die Gefechte zwischen Rebellen und Regierungssoldaten einmischen. An der Eufor-Mission beteiligen sich auch 160 österreichische Soldaten. Ein Vorauskommando des Bundesheeres befindet sich bereits in N'Djamena.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.02.2008)

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