Tschad: Kämpfe flammen wieder auf

(c) EPA (STEPHEN MORRISON)
  • Drucken

Sowohl Rebellen als auch Regierung beanspruchen die Kontrolle über die tschadische Hauptstadt. Unterdessen wurde mit mit ersten Evakuierungen von Ausländern begonnen.

In der tschadischen Hauptstadt N'Djamena sind die Kämpfe zwischen Rebellen und Regierungstruppen am Sonntagmorgen wieder aufgeflammt. Die seit Samstag andauernden Gefechte hätten sich nach dem Morgengrauen wieder verstärkt, berichtete eine Korrespondentin des Nachrichtensenders Al Jazeera.

Die Lage ist unübersichtlich. Sowohl die Rebellen als auch die Regierung nehmen für sich in Anspruch, die tschadische Hauptstadt zu kontrollieren. Im Laufe des Samstags waren mehrere hunderte Rebellen in die Stadt vorgedrungen. Ein Rebellensprecher behauptete, der Präsidentpalast, in dem sich Staatsoberhaupt Idriss Dby befinden soll, sei umstellt.

Verwirrung um angebliche Waffenruhe

Die Rebellen dementierten eine Meldung aus Libyen, wonach der dortige Präsident Muammar Gaddafi eine Waffenruhe mit den Kämpfern im Tschad ausgehandelt hatte. Rebellensprecher Abderaman Koulamallah sagte der Nachrichtenagentur AFP, dass Mahamat Nouri, Chef der Union der Kräfte für Demokratie und Entwicklung (UFDD), zwar sein Einverständnis für eine Feuerpause gegeben habe, diese aber gleichzeitig an die Zusage der beiden anderen Anführer der Rebellen-Allianz geknüpft habe. Gaddafi, der gemeinsam mit seinem kongolesischen Kollegen Denis Sassou Nguesso von der Afrikanischen Union mit der Vermittlung in dem Konflikt beauftragt worden war, habe mit ihnen jedoch noch nicht gesprochen.

Evakuierungen begonnen

Unterdessen begann Frankreich mit der Evakuierung von Ausländern. Am Samstagabend startete eine erste Militärmaschine mit 75 Passagieren aus N'Djamena in die Hauptstadt Gabuns, Libreville. Auch die deutsche Regierung ist nach eigenen Angaben auf eine Rettung der im Tschad lebenden Deutschen eingestellt.

Der französische Außenminister Bernard Kouchner ist überzeugt, dass die Entsendung der Friedenstruppe EUFOR in den Tschad trotz des Einmarsches der Rebellen möglich sein wird. In einem Interview mit der Sonntagszeitung "Journal de Dimanche" (JDD) sagte Kouchner, man habe zwar vorläufig die Abreise der ersten österreichischen und irischen Soldaten absagen müssen, aber er sei sicher, dass die zu einer "europäischen Idee" gewordene französische Initiative verwirklicht werde.

Verteidigungsminister Norbert Darabos (SPÖ) betonte, wenn sich die Situation verschärfe, werde er in Abstimmung mit der EU-Mission Maßnahmen zum Schutz der österreichischen Soldaten im Tschad ergreifen. Dazu gehört laut seinem Sprecher gegebenenfalls auch der vorzeitige Abzug des Vorauskommandos bei der Eufor-Truppe.

Österreicher in „fester Unterkunft“

Truppensprecher Wolfgang Schneider vom österreichischen Verteidigungsministerium sagte zum Befinden des österreichischen Vorauskommandos am Samstagabend, das sich seit einigen Tagen in N'Djamena aufhält, die Soldaten "sind wohlauf" und "sicher in einer festen Unterkunft".

Das Verteidigungsministerium beobachte die Lage gemeinsam mit den EU-Partnern genau.
Ein Reporter der Tageszeitung "Österreich", der sich ebenfalls in N'Djamena aufhält, erklärte laut Mitteilung des Blattes, das umkämpfte Parlament befinde sich in der Nähe des Hotels Kempinski, wo die Österreicher wohnen. Die österreichischen Soldaten beobachteten die Lage von dort aus. Das Vorauskommando des Bundesheeres für den EU-Einsatz im Tschad umfasst rund 20 Personen.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.