Rebellen im Tschad drohen der EU-Truppe

(c) EPA (Mohamed Messara)
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Die Eufor-Mission und damit auch die Bundesheer-Soldaten geraten ins Visier der Aufständischen, weil Frankreich nicht neutral sei. Die tschadische Regierung will Flüchtlinge in den Sudan abschieben.

N'Djamena (ag.).Die Situation der sudanesischen Flüchtlinge im Tschad wird immer prekärer: Nicht genug damit, dass die laufenden Kämpfe im Tschad die Entsendung einer EU-Truppe blockiert. Die 3700 Soldaten, darunter auch 160 Mann aus Österreich, sollen eigentlich die Geflohenen beschützen. Am Montag hat die Regierung des Tschad zudem verkündet, dass sie keine weiteren Flüchtlinge aus der sudanesischen Bürgerkriegsprovinz Darfur aufnehmen werde.

Mehr noch, die jüngst über die Grenze geflohenen Menschen werde man in den Sudan abschieben: „Wir wollen, dass die internationale Gemeinschaft sich nach einem anderen Land umsieht, damit die Sudanesen gehen können“, sagte Premier Nouradin Koumakoye: „Wenn sie das nicht tun können, werden wir es machen.“

„Frankreich ist nicht neutral“

Erst am vergangenen Wochenende haben wieder tausende Menschen aus Darfur im Nachbarland Schutz gesucht, wie schon 240.000 vor ihnen. „Wir können nicht erlauben, dass noch mehr Flüchtlinge kommen und bei uns Probleme verursachen“, beschied Koumakoye.

Die tschadischen Rebellen, die vor einer Woche bereits bis in die Hauptstadt N'Djamena vorgedrungen waren, richteten unterdessen eine deutliche Warnung an die EU-Staaten, keine Soldaten in das zentralafrikanische Land zu entsenden: „Frankreich hat der Welt gezeigt, dass es in diesem Konflikt nicht länger neutral ist“, hieß es am Montag in einem Statement der „Allianz der bewaffneten Opposition“.

Es handelt sich dabei um ein Bündnis von Rebellengruppen, die sich vor den jüngsten Kämpfen zusammengeschlossen haben. Sie werfen Frankreich vor, mit Panzern und Hubschraubern in die Kampfhandlungen eingegriffen zu haben. Aus Paris wird heftig dementiert: Wenn man geschossen habe, dann nur zur Selbstverteidigung. Im Tschad gibt es zwei Arten französischer Truppen: Zum einen die auf 1250 Mann aufgestockten Verbände, die seit Jahr und Tag Präsident Déby mehr oder weniger deutlich zur Seite stehen. Zum anderen stellt Frankreich mit 2100 Mann den Großteil der EU-Truppe. Vom österreichischen Kontingent sind bisher 15 Mann im Land. Die Opposition (Grüne, BZÖ, FPÖ) forderte am Montag erneut, die Soldaten zurückzuholen und den Einsatz abzubrechen.

Das Einsatzkommando will sich von der neuerlichen Rebellen-Warnung nicht beirren lassen: Weitere Truppen und Material werden noch diese Woche vor Ort erwartet, sagte ein Sprecher der Eufor in Paris.

6,7 Millionen Flüchtlinge

Die Konflikte im Tschad und Sudan hängen zusammen: Jedes der beiden Länder unterstützt Rebellenbewegungen, die jeweils gegen die Regierung des Nachbarlandes kämpfen. Laut UNO haben diese Bürgerkriege bisher 6,7 Mio. Menschen zu Flüchtlingen gemacht, darunter 5,6 Mio. Binnenvertriebene im Sudan.

HINTERGRUND

Die Rebellen, die nun die EU-Staaten warnten, keine Soldaten zu entsenden, eint nur ein Ziel: Der Sturz des tschadischen Präsidenten Déby. Die wichtigsten Teile der Rebellen-Allianz sind die Gruppe RFC, die von zwei Neffen Débys geführt wird, die „Union der Kräfte für die Demokratie“ unter Ex-Verteidigungsminister Mahamat Nouri und ein kleineres Bündnis arabischer Stämme.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.02.2008)

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