Italien: Wahlkampf auf Hochtouren

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Berlusconi stellt bereits seine Regierungs-
Mannschaft zusammen, die Nichtwähler bekommen eine eigene Liste, und ein Prinz tritt auch bei den Wahlen an - in Italien herrscht Wahlkampf.

In Italien läuft der Wahlkampf für die vorgezogenen Parlamentswahlen am 13. und 14. April auf Hochtouren. Während sich Walter Veltroni, der Spitzenkandidat der Demokratischen Partei, auf einer Tour durch alle 110 Provinzen Italiens befindet, soll Herausforderer Silvio Berlusconi bereits so siegessicher sein, dass er angeblich bereits an der Zusammenstellung seiner Regierungsmannschaft arbeitet.Berlusconi plant anscheinend, viele Minister aus seiner Regierungszeit von 2001 - 2006 erneut einzusetzen. Außerdem will er die Regierungsmannschaft auf maximal 15 Minister reduzieren. Veltroni gibt sich dennoch optimistisch. Bei seiner Wahlkampfveranstaltung in Bozen erklärte er, dass er Umfragen zufolge nur noch drei bis vier Prozentpunkte hinter Berlusconi liege - dies könne sich seiner Ansicht nach bis zu den Wahlen im April noch verbessern.

"Io non voto" - "Ich wähle nicht"

Nachdem die seit Jahren diskutierte Wahlreform immer noch nicht umgesetzt wurde, gibt es wieder viele Splittergruppen, die sich den Wählern stellen - genau 147 Gruppierungen wurden zur Wahl zugelassen. Unter ihnen befindet sich auch eine Liste, die sich explizit an die Nichtwähler richtet. Die Begründer der Liste "Io non voto" ("Ich wähle nicht") wollen den Politikverdrossenen die Möglichkeit geben, "prozentuell" dennoch als Wähler aufzuscheinen.

Aufgrund von einer zu geringen Anzahl an Unterstützungserklärungen können jedoch nur die Bürger in einzelnen Provinzen die Liste mit dem rosafarbenen Logo wählen - eine italienweite Kandidatur wurde durch das Wahlgesetz verhindert. Die Gründer der Liste erklärten, durch den parteilosen, aber im Wahlkampf trotzdem allgegenwärtigen Komiker Beppe Grillo inspiriert worden zu sein. Grillo sorgte kürzlich für Schlagzeilen in Italien, als er erklärte: "Ich gehe nicht wählen und bin stolz darauf."

Werte und Zukunft

Ein weiterer Teilnehmer der italienischen Parlamentswahlen ist der Enkel des letzten italienischen Königs Umberto II., der 35-jährige Prinz Emanuele Filiberto von Savoyen. Mit seiner neugegründeten Wahlliste "Valori e futuro" (Werte und Zukunft) will er im Wahlkreis der Auslandsitaliener um einen Sitz in der Abgeordnetenkammer werben. Der Prinz betonte kürzlich: "Dieses Land löscht seine Identität und seine Traditionen aus und vergisst die Werte, auf die es sich stützt. Wenn wir nicht hier beginnen, werden wir niemals eine Zukunft haben."

Emanuele Filiberto dürfte mit diesem politischen Projekt aber kaum Erfolgschancen haben, da die ehemalige Königsfamilie in Italien nicht sehr beliebt ist. Die ehemalige Königsfamilie ist in Italien nicht sehr beliebt. Prinz Vittorio Emanuele von Savoyen war im Juni 2006 im Zuge einer Untersuchung wegen Korruption und Förderung von Prostitution verhaftet worden. Die Savoyen-Familie hatte vor wenigen Monaten vom italienischen Staat 260 Millionen Euro Entschädigung für die Jahre des Exils verlangt, was heftige Reaktionen ausgelöst hatte. Im Februar hatten die Königsfamilie auf die Entschädigungsforderung schließlich verzichtet.

(AG/RED)

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