Rückschlag für Serbien: Nachbarländer erkennen Kosovo an

(c) EPA (Armando Babani)
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Als erste direkte Nachbarländer haben Ungarn, Bulgarien und Kroatien am Mittwoch die Anerkennung der ehemaligen serbischen Provinz angekündigt. Der kroatische Vizepremier stimmte gegen die Entscheidung und bot seinen Rücktritt an.

"Tun Sie es nicht. Dies ist ein Aufruf", appellierte der serbische Außenminister Vuk Jeremic am Mittwoch. Gemeint war die Anerkennung des Kosovo als eigener Staat. "Nationen, die den Kosovo anerkennen, können keine guten Beziehungen mit Serbien unterhalten", warnte Jeremic. Doch noch am selben Tag zeigten sich drei Nachbarländer unbeeindruckt von diesem Appell. Die Regierungen Ungarns, Bulgariens und Kroatiens kündigten am Mittwoch die diplomatische Anerkennung der ehemaligen serbischen Provinz als eigener Staat an. In Ungarn und Kroatien wurde bereits ein entsprechender Regierungsbeschluss gefasst, in Bulgarien wird dieser für Donnerstag erwartet.
Laut der am Mittwoch veröffentlichten gemeinsamen Erklärung der drei Nachbarländer Serbiens hätten sich die Staaten für den Schritt entschieden, da die "Veränderung des Status quo des Kosovo unumgänglich geworden ist". Dabei hätten die drei Staaten bei ihrer Entscheidungsfindung die seitens der Europäischen Union bereits getroffenen einschlägigen Beschlüsse berücksichtigt. Eine Mehrheit der EU-Staaten hat den Kosovo bereits anerkannt.

In der gemeinsamen Aussendung wird weiter betont, Ungarn, Kroatien und Bulgarien seien am Ausbau der Beziehungen zu Serbien interessiert. Die Länder stimmten für die Stärkung der Beziehungen zwischen Serbien und der EU und drängten auf die möglichst baldige Aufnahme Serbiens in die Reihe der EU-Mitglieder sowie Visa-Freiheit für die Bürger des Landes. Dabei fordern die Regierungen der drei Staaten von den Institutionen des Kosovo "Garantien" für die Bildung eines multiethnischen Staates, der "auf Demokratie und Rechtsstaatlichkeit beruht, den Serben und anderen Gemeinschaften ausgedehnte Rechte sichert".

Kroatischer Vizepremier bot Rücktritt an

In Kroatien stimmte Vizepremier Slobodan Uzelac von der Serben-Partei SDSS am Mittwoch gegen die Entscheidung und bot seinen Rücktritt an. Dieser wurde von Regierungschef Ivo Sanader abgelehnt. Die SDSS hatte zuvor mit einem Austritt aus der Regierung gedroht, sollte Zagreb den Kosovo anerkennen.

Die Anerkennung durch die drei Länder ist ein Rückschlag für Serbien. Die serbische Regierung war sich bei den Nachbarn sicher gewesen, dass sie mit der Anerkennung warten würden. Serbiens Staatsoberhaupt Boris Tadic hatte Kroatien vor kurzem noch unverblümt gedroht: Die vielen "offenen Probleme" zwischen den beiden Nachbarn würden durch die Anerkennung negative Folgen für Zagreb haben.

Jetzt kommt in den Medien wieder der Vorschlag zum Boykott aller Waren und Firmen aus Kroatien zur Sprache. Doch ein solcher versuchter Boykott war schon vor Wochen bei der Kosovo-Anerkennung durch Slowenien nicht erfolgreich.

(Ag./Red.)

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