Olympia-Eröffnung droht Polit-Boykott

APA (Schlager/Archiv)
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Bundeskanzler Gusenbauer schließt eine Nichtteilnahme an der offiziellen Eröffnungszeremonie der Olympischen Spiele in Peking "nicht dezidiert aus". Vor Gewalt und Menschenrechtsverletzungen in Tibet dürfe man nicht die Augen verschließen, erklärte er am Freitag. Bundespräsident Fischer machte unterdessen im Ö1-Mittagsjournal klar: "Unser wichtigstes Anliegen sind die Menschenrechte".

Gusenbauer plädierte für eine gemeinsame europäische Vorgangsweise, denn "das ist ein klassischer Fall für die gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik". Die Olympischen Spiele dürften "nicht zu einer Propagandaveranstaltung zur Legitimation von Gewalt" werden.

Eine Nichtteilnahme der Sportler an den Spielen halte er dennoch nicht für sinnvoll, für viele sei eine Olympia-Teilnahme der Höhepunkt ihrer Karriere, betonte der Kanzler. Allerdings sei es eine andere Frage, wie man politisch mit den Spielen in Peking umgehe und ob politische Repräsentanten unbedingt an der Eröffnungsfeier teilnehmen müssten.

Fischer versicherte, Österreich werde sich hinsichtlich des chinesischen Vorgehens in Tibet "frank und frei zu Wort melden". Für eine Festlegung in der Frage einer Nichtteilnahme an der Eröffnungszeremonie sei es derzeit noch zu früh. Nicht sinnvoll wäre es jedenfalls, Sportler zu bestrafen, die sich jahrelang auf die Spiele vorbereitet hätten, meinte auch Fischer.

Der deutsche Bundespräsident Köhler wird indes nicht anreisen. Stattdessen will er im September Wettkämpfe behinderter Sportler bei den Paralympics in China besuchen. Als einziger hochrangiger deutscher Politiker hat der für Sport zuständige Innenminister Schäuble seinen Besuch in Peking zugesagt. Aber auch er wird nicht an der Eröffnungsfeier teilnehmen.

Nach den tibetischen Protesten zeigte sich Chinas Führung unterdessen weiter entschlossen, gegen erstarkende zentrifugale Kräfte an der Peripherie der Volksrepublik rücksichtslos vorzugehen. In den vergangenen Tagen waren in Kathmandu annähernd 500 Tibeter festgenommen worden.

(APA)

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