Grafik: Luftaufmarsch der Nato wegen Ukraine-Krise

Britische Typhoon
Britische Typhoon EPA/Royal Airforce
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Rund 50 Kampfflugzeuge haben mehrere NATO-Länder in den vergangenen Wochen an den Ostrand des Bündnisses nach Polen, Rumänien und ins Baltikum verlegt. Russland schickte seinerseits Jets nach Weißrussland.

Angesichts der glimmenden Krise in der Ukraine, die in den vergangenen Tagen zu offenen Kämpfen in deren Ostregion und zu Gewalt in der südlichen Hafenstadt Odessa geführt hat, verstärkte das westliche Verteidigungsbündnis NATO seine Einheiten in Osteuropa. Doch abgesehen von einigen hundert US-Fallschirmjägern, die vorige Woche von Italien in die baltischen Staaten verlegt wurden - zur Abschreckung, wie es offen hieß - beschränkt sich der Aufmarsch vorerst weitgehend auf Kampf- und Aufklärungsflugzeuge.

Das Militärfachmedium Jane's Defence hat kürzlich eine Grafik zu diesen Flugzeugverlegungen sowie zu einigen bekannten und ausgewählten auf russischer Seite erstellt - siehe unten. Immerhin hat Russland Kampfjets auf mindestens eine Basis seines vorgeschobenen Verbündeten Weißrussland verlegt. Die Grafik deckt (ohne Garantie auf Vollständigkeit) die Zeit bis Ende April ab.

Flugzeugverlegungen in der Ukraine-Krise bis Ende April
Flugzeugverlegungen in der Ukraine-Krise bis Ende AprilIHS Jane's Defence

Schwerpunkt war und ist Litauen, von wo aus seit dem Beitritt der kleinen baltischen Staaten 2004 zur NATO diese bzw. deren Mitgliedstaaten abwechselnd für jeweils mehrere Monate die Luftraumpatrouille "Air Policing Baltikum" betreiben. Die drei Republiken haben nämlich keine nennenswerten eigenen Luftwaffen. In der Regel bestand die Patrouille bisher aus je vier Kampfflugzeugen.

Überraschender Auftritt der Schweden

Seit Jänner bis Ende April war dafür (siehe in der Grafik Punkt A) die US Air Force mit vier F-15 zuständig. Im März kamen (B) angesichts der Krise sechs F-15 und ein Lufttanker dazu. Im April wurden überraschend auch zwei Saab "Gripen" des neutralen Schweden (F) nach Litauen zu Übungen verlegt.

Anfang Mai übernahmen das Baltic Air Policing Kampfflugzeuge aus Polen (vier MiG-29 "Fulcrum") und der Royal Airforce (vier Eurofighter Typhoon, Punkt J) sowie der Dänen (K), die diesfalls vier F-16 aber in Estland stationierten. Im September sollen diese insgesamt zwölf Flieger von vier portugiesischen F-16 und sechs Typhoons der deutschen Luftwaffe abgelöst werden (M).

Zu recht starken Verlegungen kam es gen Polen: Dorthin wurden im März gleich zwölf F-16 der USA (C) und vier französische Dassault "Rafale"-Kampfflugzeuge (H) verlegt, zudem vier Radar-Frühwarnflugzeuge (AWACS) aus den USA, Großbritannien, Frankreich und eines des NATO-Hauptquartiers (D), die weit in den ukrainischen und weißrussischen Luftraum sehen können. Polen selbst verfügt mit aktuell etwa 106 flugbereiten Kampfflugzeugen der Typen F-16 und MiG-29 inklusive angejahrter Suchoi Su-22 "Fitter"-Jagdbomber immerhin selbst über die mit Abstand stärkste Luftwaffe eines östlichen NATO-Landes.

Französische
Französische "Rafale"EPA

In Rumänien wurden zuletzt jeweils sechs F-16 der  US-Luftwaffe (G) und sechs CF-18 "Hornet" der königlich kanadischen Luftwaffe (I) stationiert. Im Hinterland halten derweil Dänemark zwei F-16 (L) und Tschechien vier Gripen-Jäger (E) in permanenter Abrufbereitschaft zur Verlegung nach Osten bereit.

Angesichts der Größe der diversen NATO-Luftwaffen sind diese Verlegungen - aktuell inklusive der dänischen und tschechischen Eingreifreserve etwa 50 Flugzeuge - an sich gering: Immerhin umfasste etwa allein die französische Luftwaffe (Quelle: World Air Forces 2013, Flight International) zuletzt etwa 240 Kampfjets, die deutsche 220, die britische etwa 180, die italienische 165, die niederländische etwa 75, ganz abgesehen von den mehr als 2800 Kampfflugzeugen aller Klassen der US-Luftwaffe. Dennoch sind die Verlegungen zumindest politisch-strategisch ein recht starkes Signal und könnten rasch von weiteren Kräften verstärkt werden.

Vor wenigen Tagen begannen in Estland - das Land hat eine bedeutende russische Minderheit - Manöver der dortigen Armee zusammen mit Einheiten etwa aus den USA, Polen, Belgien und Frankreich. Gesamt sind etwa 6000 Soldaten im Einsatz, davon rund 600 aus anderen NATO-Ländern.

Gegenzug der Russen

Unterdessen hat auch Russland seine Luftstreitkräfte im westlichen Vorfeld verstärkt. Die Karte zeigt, dass seit März mindestens sechs Suchoi Su-27 "Flanker" sowie Radaraufklärer nach Weißrussland verlegt wurden (O), Jane's Defence spricht sogar von Hinweisen, es seien 24 Su-27 verlegt worden. Auch Verlegungen auf Flugfelder an der ostukrainischen Grenze sowie vis-à-vis der Krim sind verzeichnet (N, P, Q, R, S), genaue Zahlen sind nicht bekannt, es sollen aber mindestens drei Dutzend Jets verschiedener Typen sein, darunter Erdkampfbomber Su-25 "Frogfoot" und Mikojan-Gurewitsch MiG-31 "Foxhound" Luftüberlegenheitsjäger.

MiG-31
MiG-31 "Foxhound"Dmitriy Pichugin/airliners.net

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