Nordirland: Sinn-Féin-Chef nennt Mordvorwürfe "Komplott"

Sinn-Féin, Gerry Adams
Sinn-Féin, Gerry Adams(c) Reuters (PAUL HACKETT)
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Sinn-Féin-Chef Gerry Adams ist wieder auf freiem Fuß. Adams' Festnahme hat Nordirland in Aufruhr versetzt.

Belfast. Sinn-Féin-Chef Gerry Adams reagierte am Montag empört darauf, dass er von Mittwoch bis Sonntag von der Polizei festgehalten worden war. „Dahinter stecken politische Motive“, sagte der Vorsitzende der nordirischen Partei einen Tag nach seiner Freilassung. Nach Medienberichten bereitet derzeit die Staatsanwaltschaft eine Anklage vor. Offiziell bestätigt wurde das allerdings nicht.

Der Politiker war zum vier Jahrzehnte zurückliegenden Mord an der Nordirin Jean McConville befragt worden, die von der Irisch-Republikanischen Armee (IRA) umgebracht worden war. McConville war 1972 in Belfast vor den Augen ihrer Kinder entführt und von der IRA per Kopfschuss ermordet worden, weil die zehnfache Mutter fälschlicherweise der Weitergabe von Informationen an britische Stellen verdächtigt worden war. Ihre sterblichen Überreste wurden erst 2003 gefunden – vier Jahre zuvor hatte sich die IRA erstmals zu dem Mord bekannt. Adams, damals Teil der Führungsriege der IRA, streitet jegliche Mitverantwortung ab. „Das ist Teil einer bösartigen Kampagne“, sagte er gestern in Belfast.

Adams' Festnahme hat Nordirland in Aufruhr versetzt. Die Spannungen in dem Land nahmen spürbar zu, am Wochenende haben 400 Republikaner gegen die Verhaftung ihres Anführers demonstriert. Einige Sinn-Féin-Mitglieder forderten sogar eine Neuausrichtung der Parteilinie. „Wir fühlen uns absolut dem Friedensprozess verpflichtet“, versicherte Adams gestern. Sinn Féin gilt als politischer Arm der IRA, die drei Jahrzehnte lang für den Anschluss Nordirlands an die mehrheitlich katholische Republik Irland kämpfte, bevor sie 2005 offiziell der Gewalt abschwor. (ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.05.2014)

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