Kohle als wichtige Energiequelle für die Türkei

Das Land verfügt über 0,3 Prozent der weltweiten Reserven.

Die türkische Regierung hat den Bergbau des Landes zum Wachstumsfeld erklärt. In dem wirtschaftlich boomenden Land trägt der Abbau von Rohstoffen bisher nur wenig zur rasanten Entwicklung bei. Nur etwa zwei Prozent des türkischen Bruttoinlandsprodukts werden von der Bergbauproduktion getragen. Die Außenhandelsbilanz ist in diesem Bereich stark negativ.

Der Abbau von Braunkohle ist eine wichtige Grundlage der Energieversorgung aus heimischen Quellen. Nach Angaben des Energieunternehmens BP wurden 2012 in der Türkei insgesamt 15,4 Millionen Tonnen Kohle gefördert. Den Angaben nach verfügt das Land über 0,3 Prozent der weltweiten Reserven. Die Türkei ist hier stark vom Gasimport abhängig, der ein Grund für die insgesamt negative Außenhandelsbilanz ist.

Türkei muss Energieerzeugung ankurbeln

Energieunternehmen des Landes rechnen damit, dass der Stromverbrauch in den kommenden Jahren zwischen 5 und 7,5 Prozent jährlich wachsen wird. Die Türkei muss ihre Energieerzeugung kräftig ankurbeln. Kohlestrom ist ein Weg, der Ausbau der Wasserkraft und der Bau von Kernkraftwerken sind weitere Teile des Plans.

Die Bergwerke sind oft veraltet ausgerüstet und waren schon unter staatlicher Kontrolle schlecht geführt. Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) veröffentlichte 2012 Daten, wonach die Türkei bei der Zahl von Arbeitsunfällen in Europa die schlechteste Bilanz vorzuweisen hat und auch weltweit auf dem drittschlechtesten Platz liegt.

Privatisierung des Bergbaus

Die Regierung von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan machte erheblichen Investitionsbedarf aus und begann ein Privatisierungsprogramm, bei dem private Unternehmen die Bergwerke gegen Zahlungen an den Staat betreiben. Gewerkschaften kritisieren eine dramatische Zunahme des Einsatzes von schlechter gestellten Subunternehmern. Warnungen vor einer Zunahme von Arbeitsunfällen gab es immer wieder.

Braunkohle wird in der Türkei zu fast 90 Prozent im Tagebau gefördert. Soma, wo sich das schwere Unglück ereignet hat, gehört zu den Regionen mit Untertagebergbau. Dort stehen auch zwei Kohlekraftwerke.

(APA/dpa)

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